Neuer Kardinal: Homosexualität ansteckend und Kindesmissbrauch verständlich

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Papst Franziskus ernannte mit Felipe Arizmendi einen Kardinal, der der Meinung ist, Homosexualität sei ansteckend und breite sich weiter aus – wie eine Krankheit. Und: Er äußerte Verständnis für Kinderschänder innerhalb der katholischen Kirche.

Felipe Arizmendi Esquivel ist einer von 13 neuen Kardinälen, die Papst Franziskus in der vergangenen Woche im Vatikan ernannte. Der 80-jährige Prälat der Kirche in Mexiko ist seit 1991 katholischer Bischof. Seine Ernennung zum Kardinal dürfte in progressiveren Kreisen für Kopfschütteln sorgen: Der Geistliche ist für Äußerungen zu Sexualität bekannt, die sogar für ein Mitglied der katholischen Kirche sehr konservativ und homophob erscheinen.


Homosexualität infiziert angeblich indigene Völker  

Laut der Nachrichtenagentur Reuters ist Arizmendi für seine fortschrittlichen Ansichten in Bezug auf die Rechte von Indigenen und Migranten bekannt und hat sich jahrzehntelang für indigene und arme Gemeinden im Süden Mexikos eingesetzt. In diesem Kontext beschrieb der Kardinal Schwulsein als eine „Ansteckung“, die sich auf die indigenen Gemeinschaften Süd- und Mittelamerikas ausbreitete.

Früher gab es dieses Problem der Homosexualität nicht, aber heute tritt es aufgrund der Ansteckung durch städtische Gemeinden, Universitäten und Medien auf.“

Er betonte, dass dies zeige: Homosexualität ist nicht natürlich. Andernfalls gäbe es sie auch in allen indigenen Gemeinschaften, aber dies sei nicht der Fall, so Arizmendi.

Foto: PresidenciaMX 2012-2018, CC BY-SA 3.0, wikimedia.org

Die Äußerungen tätigte er 2016 in einer Sonntagsbotschaft anlässlich einer Initiative zur Änderung der Verfassung, die der ehemalige Präsident des Landes, Enrique Peña Nieto, unterschrieben hatte. Das Gesetz sollte die gleichgeschlechtliche Ehe auf Bundesebene legalisieren und Homosexuelle im Adoptionsrecht gleichsetzen – leider wurde daraus nichts.

Der neu gewählte Kardinal nahm damals auch direkt zum Thema Ehe Stellung. Er betonte, es sei zwar moralisch nicht akzeptabel, wenn ein gleichgeschlechtliches Paar zusammenleben wolle, dennoch stünde es den Menschen natürlich frei. Aber, so Arizmendi:

Nennen Sie diese Verbindungen gleichwertige Hochzeiten, eheliche Koexistenz, eheliche Partnerschaft oder anderes, aber bitte nennen Sie sie nicht Ehe.“

Aufgrund seines Alters ist Arizmendi übrigens nicht berechtigt, an einer Papstwahl teilzunehmen.


Pornos Schuld an Kindermissbrauch in der Kirche

Für besonders große Empörung sorgte Arizmendi 2010 bei einem Treffen der Bischöfe in Mexiko-Stadt. Der neue Kardinal gab dem Fernsehen, der Pornografie und der in der Gesellschaft verbreiteten sexuellen Freiheit die Schuld für den sexuellen Missbrauch von Kindern innerhalb der katholischen Kirche.

Wenn es in so vielen Medien Pornografie gäbe, so der Mexikaner, sei es schwierig, rein und keusch zu bleiben. Er äußerte Verständnis für Kinderschänder:

„Bei so viel Invasion der Erotik ist es manchmal nicht leicht, zölibatär zu bleiben oder Kinder zu respektieren. Wenn es eine allgemeine sexuelle Freiheit gibt, ist es natürlich wahrscheinlicher, dass es Fälle von Pädophilie gibt.“

Die Ernennung von Arizmendi stellt einen neuen Minuspunkt in Papst Franziskus gemischter Bilanz für queere Rechte dar. Dabei hat er in den letzten Monaten ordentlich Pluspunkte gesammelt:

Foto: Screenshot Video facebook.com/progettogionata

Im September sagte er gegenüber LGBTIQ*-Eltern, auch Homosexuelle seien Kinder Gottes (wir berichteten). Und im Oktober äußerte er in einer Dokumentation die den Vatikan in seinen Grundfesten erschütternde Aussage, es müsste Homosexuellen möglich sein, Lebenspartnerschaften einzugehen (wir berichteten). Bei der Wahl der neuen Kardinäle bemühte sich der Papst im Großen und Ganzen allerdings darum, die Kirchenführung inklusiver zu gestalten und mehr Menschen einzubeziehen, die nicht aus Europa stammen. Washingtons Erzbischof Wilton Gregory ist somit der erste schwarze Kardinal der Römisch-Katholischen Kirche.

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