„Pride war immer auch ein Protest“: Europride 2022 in Belgrad

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Foto: Tobias Sauer

Ein wichtiges Zeichen setzte der Verband der europäischen Pride-Veranstalter (EPOA) am Samstag. In der Abstimmung über den Veranstaltungsort der Europride 2022 fiel ein klares Ergebnis: 71 Prozent der Teilnehmer aus allen Ländern Europas stimmten für Belgrad und sendeten damit eine klare Botschaft der Unterstützung an queere Menschen in ganz Osteuropa.

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Die Mitbewerber, darunter Barcelona und Dublin, hatten keine Chance. Und das nicht obwohl, sondern weil Belgrad keine Stadt ist, die als LGBTI-freundlich bekannt ist. Die ersten Versuche, einen CSD abzuhalten, wurden 2001 und 2010 von Gegendemonstranten brutal niedergeschlagen. Aus Sicherheitsgründen wurde der CSD in den kommenden Jahren verboten, erst 2015 fand er wieder statt und verlief erstmals relativ friedlich.

EPOA-Präsidentin Kristine Garine erklärte: „Pride war immer auch ein Protest, und die EuroPride wird einen großen Einfluss auf die LGBTI-Personen in Belgrad, Serbien und der gesamten Region haben.“ Dass die Mitglieder für Belgrad gestimmt hätten, zeige den Willen des Verbandes, die EuroPride möge ihre maximale Wirkung entfachen, so Garine weiter.

Situation für LGBTI-Personen schwierig

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Serbien ist kein Mitgliedsstaat der EU – möchte es allerdings werden. Der Erfolg der EuroPride als friedliche Demonstration für Menschenrechte könnte also auch für das ganze Land ein wichtiges Signal setzen und die politische Zukunft mitbestimmen.

Die Haltung der Serben gegenüber Homosexualität gilt derzeit als eher ablehnend. Nach Angaben der Zeitung The Guardian von 2017 sind 78% der Serben der Meinung, dass Homosexualität in der Öffentlichkeit nicht gezeigt werden sollte. Überzeugt davon, dass Homosexualität eine Krankheit sei, waren 65% der Befragten.

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Doch es gibt auch Hoffnung: Ebenfalls 2017 wurde die offen lesbische Politikerin Ana Brnabić (44) Premierministerin Serbiens. Gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin nahm sie auch am diesjährigen CSD in Belgrad teil. Eine Ehe oder eingetragene Lebenspartnerschaft einzugehen, ist in Serbien noch nicht möglich. Seit 2009 gibt es jedoch ein Anti-Diskriminierungsgesetz, das explizit für sexuelle Orientierung gilt.

Die EuroPride 2020 wird im griechischen Thessaloniki stattfinden, 2021 teilen sich Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen und das schwedische Malmö die Gastgeberrolle. In Deutschland fand die EuroPride seit 2004 (Hamburg) nicht mehr statt.

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