EuroPride: Tausende orthodoxe Christen demonstrieren, Bischof lobt Putin

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Tausende orthodoxe Christen sind am Sonntagabend in der serbischen Hauptstadt Belgrad auf die Straße gegangen, um die Absage der EuroPride durch die Regierung zu unterstützen. Wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete, trugen die Demonstranten Heiligenikonen, Kreuze und religiöse Fahnen durch das Stadtzentrum und sangen und beteten. Zum Abschluss versammelten sie sich vor dem Dom des Heiligen Sava.

Bischof Nikanor lobte die Entscheidung der Regierung, „die Schändung unseres Landes, unserer Kirche und unserer Familie“ zu beenden. Die Gläubigen seien bereit, erneut auf die Straße zu gehen, „um sich denen entgegenzustellen, die Serbiens Werte zerstören wollen“.  Wie auf von der Nachrichten-Website „Glas Jawnosti“ veröffentlichten Videoaufnahmen zu sehen war, nannte der Bischof nicht heterosexuelle Lebensformen eine „Abnormität“, mit der verfahren werden müsse wie im Russland von Kreml-Chef Wladimir Putin. Diesen bezeichnete der Bischof wiederum als „Zar des Planeten“. Die serbisch-orthodoxe Kirche spielte in der Vergangenheit eine wichtige Rolle bei der Beeinflussung der öffentlichen Meinung über Schwule, Lesben und andere sexuelle Minderheiten - unter anderem, indem sie die Pride-Paraden in Belgrad als „Schande“ brandmarkte.  

Der serbische Staatschef Aleksandar Vucic hatte am Samstag verkündet, dass die für Mitte September in Belgrad geplante EuroPride ausfalle (männer* berichtete). „Die Pride-Parade, oder wie auch immer man sie nennen mag, wird verschoben oder abgesagt“, sagte er. Zur Begründung verwies er auf „alle möglichen Probleme“ seines Landes, darunter Engpässe bei der Energie- und Lebensmittelversorgung. Vucic zufolge war die Entscheidung in Übereinstimmung mit der Mehrheit des Kabinetts und auch Regierungschefin Ana Brnabic getroffen worden, die offen homosexuell ist. Die von Vucic als eines der Argumente gegen Europride genannten Spannungen mit dem Kosovo wurden am Wochenende allerdings abgemildert: Nach langem Streit einigten sich Serbien und das Kosovo unter EU-Vermittlung auf gegenseitige Einreiseregelungen. 

Inzwischen wurden denn auch Sicherheitsbedenken als Hauptgrund für die Absage angegeben. 

Veranstalter fordern Schutz

Die Organisatoren hatten bereits zuvor betont, wie wichtig die Ausrichtung von Europride in Serbien für die Gleichstellung sexueller Minderheiten „auf dem Westbalkan“ sei. Nach den Äußerungen von Vucic appellieren die Veranstalter an die serbischen Behörden, die Europride zu schützen. Die Präsidentin des Zusammenschlusses der europäischen Organisatoren von Pride-Veranstaltungen (Epoa), Kristine Garina, erklärte:

„Weder die Gastgeber noch wir als Lizenzgeber werden die Europride absagen“.

Sie prangerte die „Rechtswidrigkeit eines solchen Verbots“ an und hob hervor, dass Europride „eine Feier der Menschenrechte und der Gleichheit“ sei. Sie wollen aber an dem Termin festhalten. 

Die EuroPride ist eine paneuropäische Großveranstaltung, die seit 1992 jeden Sommer in einem anderen europäischen Land organisiert wird. In diesem Jahr sollte die EuroPride vom 12. bis zum 18. September in der serbischen Hauptstadt stattfinden; für den vorletzten Tag war der Pride March vorgesehen, der mit der Parade zum Christopher Street Day vergleichbar ist. 

Die ersten Gaypride-Märsche in Belgrad in den Jahren 2001 und 2010 waren von Gewalt überschattet. Seit 2014 findet die Kundgebung regelmäßig statt, begleitet von einem großen Sicherheitsaufgebot. *AFP/yb

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