Guter Bischof, böser Bischof – die Kirche am Scheideweg

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Drei Bischöfe standen zu Beginn des Jahres für die Zerrissenheit in der katholischen Kirche: Einer durch Missbrauch und „Schwulentests“, der zweite durch reaktionäre Äußerungen – und der dritte durch revolutionäre Äußerungen zur Sexuallehre.

Der Synodale Weg ist ein Reformprozess innerhalb der deutschen römisch-katholischen Kirche, der letztes Wochenende zum ersten Mal tagte (wir berichteten). An der Vollversammlung, die Kirchenoffizielle auf Augenhöhe mit den sogenannten Laien (Mitglieder) an einen Tisch bringt, nahmen diverse Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), aber auch des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) teil. Bis Ende nächsten Jahres werden sie noch drei weitere Male tagen. Die Skepsis an dem Verfahren ist groß, denn am Ende könnte dabei nichts geringeres Herauskommen, als eine Kirchenspaltung. Natürlich nur im schlimmsten Fall, dennoch standen sich selbst in der Riege der Vertreter des heiligen Stuhls diametral gegensätzliche Ansichten gegenüber. Im Mittelpunkt: Frauen und Homosexuelle.

Good cop ...

Foto: Erzbistum Hamburg / Guiliani / von Giese co-o-peration

Hamburgs Erzbischof Stefan Heße erklärte auf dem ersten Treffen des Synodalen Weges, homosexueller Sex sollte künftig von der Kirche akzeptiert werden. Er forderte eine gänzlich neue Sicht auf die Sexualmoral und besonders auf Homosexualität. Damit distanzierte er sich deutlich von der geltenden Lehre und Haltung des Vatikans. Neben ihm sprachen sich noch andere Teilnehmer für eine neue Sexualmoral aus. 

Heße kritisierte, dass die Kirche Homosexuelle dazu anhalte, auf Sex zu verzichten – dies würde zu großem Leid führen. Er kritisierte die „Sicht von oben herab“, die die Kirche auf Schwule und Lesben habe. Es sei an der Zeit, dass die Kirche versuche, homosexuellen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Für seine Rede erhielt der Erzbischof viel Beifall.

...  bad cop?

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf erklärte dagegen direkt nach der Tagung in einem Interview mit der Allgemeinen Zeitung, eine in einer katholischen Kirche vorgenommene Trauung von homosexuellen Paaren würde den Markenkern der katholischen Anthropologie angreifen und sei demnach nicht hinnehmbar.

In anderen Themengebieten etwa sieht Kohlgraf für die Zukunft durchaus mögliche Änderungen näherkommen – beispielsweise hält er die Kirche für reformfähig genug, dass Frauen eines Tages doch noch zu Priesterinnen geweiht werden könnten. Bezüglich der Sexualmoral sieht er seine Religion jedoch anscheinend nicht als entwicklungsfähig genug an. 


Missbrauch und Schwulentests

Foto: HolgersFotografie, pixabay.com, gemeinfrei

Anstoß für die von vielen Katholiken gewünschte und nun durch den Synodalen Weg vorangetriebene Reformprozess ist der Missbrauchsskandal, der die Kirche in den letzten Jahren in ihren Grundfesten erschütterte. Parallel zur ersten Tagung des Synodalen Weges wurde die Kirche an diesen Skandal unsanft erinnert.

Der österreichische Altbischof Klaus Küng (bis 2018 Bischof der Diözese St. Pölten) soll einem ihm unterstellten, jungen Pfarrer K.O.-Tropfen gegeben und versucht haben, ihn zu vergewaltigen. Küng war sogar Vorsitzender der Stiftung Opferschutz – sie gehört zu den Maßnahmen der österreichischen katholischen Kirche gegen Missbrauch und Gewalt.

Die Plattform Betroffene kirchlicher Gewalt (betroffen.at) erhob nun weitere Vorwürfe gegen Küng. Demzufolge soll dieser Monate nach der versuchten Vergewaltigung sein mit ihm arbeitendes Opfer zu einem Gerichtspsychiater beordert haben – um einen „psychiatrischen Schwulentest“ an ihm durchführen zu lassen. Hierbei wurde der junge Priester zwei Tage lang vernommen, um herauszufinden, ob er homosexuell sei.

Die sexuellen Übergriffe leugnet Küng, die „illegale Medikamentenverabreichung“ gab er zu. In der Vergangenheit fiel Küng immer wieder durch negative Kommentare zu Homosexualität auf. So beklagte er sich über die mögliche Eheöffnung für homosexuelle Paare und warnte, sie könne Kindern Schaden zufügen.

Es gibt viel zu besprechen an den weiteren synodalen Versammlungen in diesem Jahr. 

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