Amerikanische Hetzjagd auf trans* Kinder

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Die trans*feindliche Gesetzeswelle in den USA geht weiter: Zwei neue Gesetze in Mississippi und Missouri wollen Mädchen nach ihren Genitalien fragen, um am Schulsport teilnehmen zu können.

Vor zwei Wochen wurde in Alabama die Beihilfe zur Transition von Minderjährigen kriminalisiert (wir berichteten). Letzte Woche unterschrieb der Gouverneur von Mississippi, USA, Tate Reeves, ein Gesetz um trans* Mädchen und Frauen aus Schul- und Universitätssportteams ausschließen. Durch das ironischerweise genannte „Mississippi Fairness Act“ (Mississippis Gerechtigkeitsgesetz) könnten, wenn das Gesetz im Juli in kraft tritt, die betroffenen Mädchen und Frauen nur in einer Jungen- oder Männermannschaft ihrer sportlichen Leidenschaft nachgehen. Neben der Verleugnung ihres eigenen Geschlechts würden sie sich einer erhöhten Gefahr von Hasskriminalität aussetzen. In einer Studie vom Trevor Project gaben 30 Prozent der trans* Jugendlichen an sexualisierte Gewalt erlebt zu haben, 24 Prozent körperliche Gewalt und 27 Prozent fühlen sich in der Schule nicht sicher. Mit diesen Werten sind sie drei bis viermal mehr Gewaltopfern als cis Jungen und Mädchen. Es ist eine Katastrophe solch ein trans*feindliches Gesetz bei dieser verherrenden Datenlage zu verabschieden.

Foto: Trevor Project

Foto: The White House from Washington, DC, CC0

Der Senat in Mississippi sah sich anscheinend trotzdem genötigt einen heldenhaften Kampf gegen Kinder zu starten. Die Begründung für die Notwendigkeit des Gesetzes lautet von der republikanischen Gesetzessponserin, Angela Hill, folgendermaßen:

„This issue is imminent in Mississippi. We have to make a statement that women matter, female sports matter.“

(Es ist ein drängendes Problem. Wir müssen zusichern, dass Frauen und ihre Belange sicher sind, denn weiblicher Sport muss weiterexistieren.)

Die Angst, dass cis Mädchen und Frauen gegenüber trans* Mädchen und Frauen sportlich unterlegen seien, ist in transfeindlichen, misogynen und speziell TERF-Kreisen (trans exclusionary radical feminism) weitverbreitet. Doch ist sie wahr? Nein, denn im olympischen Sport dürfen trans* Menschen seit 2004 mit geschlechtsaffirmativen Operationen und seit 2016 ohne solche im richtigen Team teilnehmen. Bis heute werden Goldmedaillen meistens nicht von trans* Athletin*nen getragen, sondern von cis Sportlerin*nen. TERFs können nun beruhigt schlafen. Die Konstruktion von cis Mädchen und Frauen als besonders schwach ist erstens nicht wahr und zweitens misogyn. Die Konstruktion von trans* Mädchen und Frauen als eine Bedrohung für cis Frauen ist nicht nur nicht wahr, sondern meist anders herum. Diese Argumentation ist dementsprechend trans*misogyn. 

Foto: Human Rights Campaign

Der Human Rights Campaign Präsident Alphonso David findet passende Wort zum neuen Gesetz und seinen Folgen für die Betroffenen: 

„These dangerous bills are designed to make the lives of transgender kids more difficult while they try to navigate their adolescence. (..) There is simply no justification for banning transgender girls and women from participating in athletics other than discrimination. (...) Like all girls, transgender girls just want to play and be part of a team with their friends.“

(Solche gefährlichen Gesetze werden so gestaltet, dass sie das Leben von trans* Kindern zu verschlechtern, während sie versuchen ihre Jugend auszuleben. (..) Es gibt keine andere Begründung für den Ausschluss von trans* Mädchen, als Diskriminierung. (...) Wie alle Mädchen, wollen trans* Mädchen einfach nur spielen und mit ihren Freundinnen im Team sein.) 

Doch den Politiker*innen geht die Puste für Trans*feindlichkeit nicht aus: Diese Woche wird über eine ähnliches Gesetz im Missouri-Senat verhandelt: Joint Resolution 93. Bei dieser Anhörung meldete sich nun ein Vater von einem trans* Mädchen zu Wort. Brandon Boulware stellt sich als Vater von vier Kindern, Rechtsanwalt und Christ vor. In der bewegenden Rede erzählt er, wie er und sein Frau deren Tochter anfänglich zwingen wollten, sich wie ein Junge zu verhalten. Erst als ihm klar wurde, wie unglücklich sie war, änderte er seine Meinung und ließ sie so leben, wie sie war. Den Senat bat er dringendst das neu gefundene Glück seines Kindes nicht zu zerstören.  

25 ähnliche Gesetzte sind in US-amerikanischen Bundesstaaten geplant. Die Jagd auf trans* Kinder hat erst begonnen. 

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