MTV Europe Music Awards in Ungarn: Kampfansage gegen Homophobie

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Die diesjährige Verleihung der MTV Europe Music Awards (EMAs) wird mit ziemlicher Sicherheit auch eine politische Veranstaltung: Wie MTV kürzlich bekanntgegeben hat, findet die Veranstaltung am 14. November in der Papp László Budapest Sportaréna in Ungarn statt. Die Entscheidung, die EMAs in der ungarischen Hauptstadt zu veranstalten, ist bereits vor zwei Jahren gefallen.

„Dies mag jeden überraschen, der weiß, dass Ungarn im Juni dieses Jahres eine Anti-LGBTQ+-Gesetzgebung verabschiedet hat, die es verbietet, tagsüber und zur Hauptsendezeit Fernsehinhalte zu zeigen, in denen homosexuelle Menschen vorkommen“, sagte Chris McCarthy, Präsident und CEO der MTV Entertainment Group Worldwide, in einem Interview mit The Associated Press

McCarthy erklärte, seine erste Reaktion als schwuler Mann sei gewesen, die Veranstaltung in ein anderes Land zu verlegen. Aber nach Rücksprache mit MTV und LGBTIQ*-Aktivist*innen auf der ganzen Welt, auch in Ungarn, sei die Entscheidung „ganz klar“ gefallen.

„Stattdessen sollten wir voranschreiten und die Show als Gelegenheit nutzen, um uns mit der LGBTQ+-Community in Ungarn und auf der ganzen Welt zu solidarisieren, während wir weiterhin für die Gleichberechtigung aller kämpfen.“

Auf Konfrontation mit dem Gesetz

Dass es politisch wird, zeigt nicht nur das Regenbogenlogo und das Motto („Music für ALL“), sondern auch ein Statement von Chris McCarthy. Er habe sich in den 1990er Jahren als schwuler Jugendlicher so lange isoliert und allein fühlte, bis er LGBTQ-Charaktere im Fernsehen sah. „Als heranwachsender Schwuler, der in einem Arbeiterviertel aufwuchs, waren Vorbilder, wie beispielsweise Pedro Zamora aus MTVs ‚The Real World‘, die ihre queere Sexualität im Fernsehen zeigen konnten, buchstäblich lebenswichtig für mich. Sie gaben mir Hoffnung und zeigten mir, dass es möglich ist, meine wahre Persönlichkeit vollumfänglich auszuleben.“ 

Es sei beunruhigend, so McCarthy, sich vorzustellen, dass ein junger Mensch aufgrund der ungarischen TV-Beschränkungen dieser Möglichkeit beraubt wird. Deshalb sei er stolz, bei MTV und ViacomCBS zu arbeiten, „die seit jeher für gleiche Rechte für alle Menschen einstehen und es ist mir eine große Ehre, in Solidarität mit meinen LGBTQ+-Geschwistern zu stehen, wenn wir die MTV EMAs 2021 aus Ungarn feiern.“

Staatliche Zensur werde es nicht geben, sagte McCarthy. „Wir haben von Anfang an klargestellt, dass wir keine redaktionelle Einflussnahme auf die Künstler und die von uns geschaffenen Inhalte zulassen“, sagte er. „Das ist immer eine Bedingung, egal in welches Land wir gehen.“

„Werbung" für Homosexualität ist seit dem Sommer in Ungarn verboten. Wie die Staatsmacht auf die Provokation durch MTV reagiert, bleibt abzuwarten. 

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