Profifußball: Coming-out nach Schwuchtel-Ruf

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Der norwegische Top-Schiedsrichter und langjährige FIFA-Schiedsrichter Tom Harald Hagen hat sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. Grund war der homophobe Ausfall eines Spielers.

Foto: vg.no

Beim norwegischen Erstliga-Duell zwischen Vålerenga IF und Kristiansund BK am 25. Oktober beschimpfte Fußballer Flamur Kastrati von Kristiansund BK den Trainer der gegnerischen Mannschaft homophob. „Halt‘s Maul und setz‘ dich hin, du verdammte Schwuchtel“, rief der 28 Jahre alte Stürmer Trainer Dag-Eilev Fagermo zu.

Nachdem der Vorfall publik wurde, entschloss sich Schiedsrichter Tom Harald Hagen, der das Spiel leitete, zu einem mutigen Schritt. Im Interview mit der norwegischen Lokalzeitung Glåmdalen gab Hagen bekannt, dass er schwul ist. Es ist das erste Coming-out im norwegischen Spitzenfußball.

„Es ist schön, dass die Sache so groß geworden ist, obwohl es mich gleichzeitig schockiert, dass das eine so riesige Neuigkeit ist. Das könnte darauf hindeuten, dass das eine wichtige Sache ist“, sagte Hagen laut Verdens Gang.

Er habe „unglaublich viele“ und durchweg positive Reaktionen von Spielern und Trainern, aber auch von Jugendlichen und ihren Eltern erhalten, meinte der 42-Jährige. Dass er für die jungen Leute etwas tun kann, sei wirklich schön. 

Besonders gefreut habe er sich über die wohlwollenden Nachrichten von verschiedenen Fangruppierungen. Diese hätten ihm ihre Unterstützung zugesagt und gleichzeitig betont, dass sie sich darauf freuen, sich im Stadion bald wieder über ihn aufregen zu dürfen. „Das finde ich wunderbar“, sagte Hagen schmunzelnd und fügte hinzu, dass die Reaktionen auf sein Coming-out einen gesellschaftlichen Wandel erkennen lassen. Wer sich negativ über Homosexuelle äußere, werde von der Gesellschaft geächtet – „und das ist gut so“, meinte Hagen. 

Fußballer Flamur Kastrati entschuldigt sich

Der im Kosovo geborene Flamur Kastrati entschuldigte sich übrigens noch umfangreich.

Er habe die Bedeutung des Schimpfwortes nicht gewusst, es einfach nur benutzt, weil er es so oft gehört hatte. Als Vorbild sei ihm ein riesiger Fehler unterlaufen, für den er beim Verein, beim Verband und bei all jenen, die er mit der Aussage getroffen hat, um Vergebung bittet. Er sei selbst immer Außenseiter gewesen und wolle auf keinen Fall Menschen gegeneinander aufhetzen.

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