Antwort aus Tschetschenien gefordert: Wo ist Zelim Bakaev?

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Seit drei Monaten ist der schwule Sänger Zelim Bakaev verschwunden. Viele vermuten, dass er Opfer der tschetschenischen Homoverfolgung wurde. Jetzt fordern Menschenrechtler Aufklärung. Auch von Deutschland.

Foto: Twitter

Drei Monate, nachdem Tschetscheniens schwuler Sänger Zelim Bakaev Augenzeugenberichten zufolge von Sicherheitsbeamten in Grosny in ein Auto gezerrt wurde und danach spurlos verschwand, fordert die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch endlich Aufklärung. Dass sich der jüngste Appell des Aktivisten Vladislav Lobanov auch an Deutschland richtet, hat folgenden Grund: Ende September tauchten zwei Videos bei Youtube auf, in denen Bakaev tanzt, Musik hört, Shisha raucht und vermeintlich gut gelaunt erzählt, dass er sich nach Deutschland abgesetzt habe. Freunde äußerten allerdings Zweifel an der Echtheit der Videos. Nicht nur, weil russische Getränkedosen auf dem Tisch stehen und das Interieur des gezeigten Raums nicht nach Deutschland aussieht, auch weil Bakaev mit seiner demonstrativen Fröhlichkeit und seinem derangierten Äußeren nicht wie er selbst wirke. Es wird vermutet, dass der Sänger von seinen Geiselnehmern zu den Aufnahmen gezwungen wurde, um den Verdacht einer Verschleppung zu zerstreuen.

Menschenrechtler gehen einhellig davon aus, dass der 25-Jährige im Rahmen der tschetschenischen Schwulenverfolgung der letzten Monate (blu berichtete) festgenommen wurde, auch weil einige Opfer der Verfolgung nach ihrer Freilassung angaben, zu Bakaevs sexueller Orientierung befragt worden zu sein. Der in Grosny aufgewachsene Sänger hatte zuletzt in Moskau gelebt und war im August eigentlich nur zur Hochzeit seiner Schwester zurück nach Tschetschenien gereist. Er kam nie bei der Feier an. Ermittlungsgesuche seiner Mutter bei der Polizei liefen ins Leere. Einige Medien vermeldeten bereits seinen Tod.

In einem schriftlichen Appell fordert Vladislav Lobanov aus der Russlandzentrale von Human Rights Watch: „Tschetschenische Strafbehörden haben die örtliche Polizei für das Scheitern der Ermittlungen zu Bakaevs Verschwinden getadelt. Doch Moskau sollte über solche Scheinbekenntnisse hinausgehen und vernünftige Antworten über sein Schicksal und seinen Aufenthaltsort liefern.“ Dann richtet sich Lobanov an die Regierung Merkel: „Auch Deutschland kann helfen, indem es öffentlich bestätigt, ob Bakaev sich in Deutschland aufhält, beziehungsweise, dass er auf den Schutz der dortigen Behörden zählen, seine Familie kontaktieren und sich bei Bedarf öffentlich äußern kann.“

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