War es Mord? Queerer Aktivist auf Haiti gestorben

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Rätselhafte Umstände begleiten den Tod von Charlot Jeudy (34), dem prominentesten Kämpfer der queeren Szene Haitis. Am Montag wurde er leblos in seiner Wohnung in Port-au-Prince aufgefunden, der Hauptstadt Haitis. Die Polizei gibt keine eindeutige Todesursache bekannt – die Familie des Aktivisten vermutet Vergiftung und Mord.

Jeudy war Vorsitzender der größten LGBTIQ-Gruppe des Landes, kämpfte gegen Homophobie auf Haiti. Wenngleich Homosexualität dort nicht illegal ist, so nahm die Homophobie in den letzten Jahren doch weiter zu. Die Community lebt in Haiti größtenteils im Verborgenen. Mit seinem unermüdlichen Einsatz für Gleichberechtigung und Anerkennung machte Jeudy sich zur Zielscheibe, soll mehrfach Morddrohungen erhalten haben. 

Auf der Seite von Kouraj heißt es:

„Der Verein Kouraj hat gerade seinen Präsidenten und Direktor Charlot Jeudy unter ungeklärten Umständen verloren. Der Vorstand und seine Familie tun ihr Bestes, um Licht ins Dunkle zu bringen.“

Die US-Botschaft auf Haiti erklärte, sie würden den Tod Jeudys zutiefst bedauern – er sei ein unermüdlicher Verfechter der Menschenrechte und der Gleichberechtigung in Haiti gewesen. Doch wie genau starb der Menschenrechtsaktivist?

Foto: Charlot Jeudy / Facebook

Queere Aktivisten fordern Aufklärung

Der Internationale Verband der Homo-, Bi-, und Transsexuellen in Lateinamerika und der Karibik (ILGALAC) verkündete in einer Pressemitteilung, die Familie des Verstorbenen würde angesichts verdächtiger Umstände beim Auffinden des leblosen Körpers eine Vergiftung vermuten. Der Verband forderte Polizei und Regierung Haitis dazu auf, die Umstände des verdächtigen Todes zu untersuchen.

„Falls sich der Verdacht bestätigt, dass Charlot Jeudy ermordet wurde, fordern wir, dass die Täter dieses homophoben Verbrechens schnell identifiziert und zu einer exemplarischen Strafe verurteilt werden. Die Republik Haiti muss zeigen, dass sie sich weigert, ihre Bürger wegen ihrer sexuellen Orientierung und ihres Engagements für die Rechte der LGBTI-Bürger zu töten.“

Foto: Charlot Jeudy / Facebook

Charlot Jeudy hatte erst im August einen Bericht veröffentlicht, in dem er auf wachsende Gewaltbereitschaft gegen queere Einwohner Haitis hinwies. In den letzten drei Jahren habe es 21 Fälle von Gewalt gegen Mitglieder der Community gegeben – und einen Mord. Laut ILGALAC wollte Jeudy letzte Woche zu einer Konferenz des Verbandes in Kolumbien anreisen, habe aber kein Visum bekommen. Eines seiner Vorhaben: Victor Madrigal-Borloz, den unabhängigen UN-Experten für sexuelle Orientierung und Geschlechteridentität, auf die sich verschlechternde Situation in Haiti aufmerksam machen.

Der Verband erklärte:

„Der Tod von Charlot Jeudy veranschaulicht die tragischen Ergebnisse, die während der französischen Sitzung mit dem unabhängigen Experten der Vereinten Nationen diskutiert wurden: Die französischsprachige Karibik ist ein Gebiet, das nach wie vor zu stark von Homophobie und Gewalt gegen LGBTI-Bürger geprägt ist.“

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