Alles für die Klicks: YouTuber schummelt sich schwul

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Anfang Dezember outete sich Miguel Pablo als homosexuell (wir berichteten) und stellte seinen Freund vor. Nun nahm er das Outing zurück. Er erklärte, es sei ein Experiment gewesen, zudem habe er ein erfolgreiches Video und Geld gebraucht – dafür hagelt es nun heftige Kritik.

In seinem neuen Video gestand der 21-Jährige, der 750.000 Abonnenten bei YouTube verbuchen kann: Alles war nur Show. Er gab an, es sei ein soziales Experiment gewesen. Ursprünglich hätten er und sein Komplize es früher auflösen wollen, doch seien sie überrascht gewesen über den Hass, der ihnen in sozialen Medien entgegen schlug. Erklären, warum sie das Experiment deshalb verlängerten, kann er nicht. 

Falsches Outing aus Geldgier?

Zwischen seinem Outing und der Richtigstellung lagen 48 Tage – und weitere Videos, darunter eines, in dem er über ihren ersten Streit klagte sowie ein Video mit seinem Freund, in dem sie Fragen der Video-Community beantworteten. Demnächst, so kündigt der Influencer an, bringt er eine Dokumentation über das Experiment auf seinem Channel heraus.

Ja, so mancher mag nun glauben, der wahre Grund für die Aktion sei Geld gewesen. Und – der 21-Jährige gibt das sogar zu. Auf dem Konto herrschte Ebbe, sagt er, daher habe er ein klickträchtiges Video gebraucht. Durch seine Zeit in der Psychiatrie im letzten Jahr habe er kaum Videos machen können. Zudem seien seine anderen Videos wegen Copyrightproblemen entmonetarisiert worden. Bedeutet: Er hat durch die Werbung kein Geld verdient.

Der Schuss ging nach hinten los

Sein Outing-Video wurde 1,5 Millionen Mal angeklickt, auch das neue Video hat bislang über 1 Million Views. Immerhin nach nur zwei Tagen. Die Kommentare sind jedoch fast durchgehend anklagend und negativ. Auch die bisherige 'Gefällt mir'-Bilanz spricht nicht dafür, dass Miguels Projekt gut ankam: 16.900 Daumen hoch, 224.954 Daumen runter. Viele Kommentierende verurteilen den YouTuber als Lügner, prangern an, Miguel habe auf dem Rücken queerer Menschen Profit gemacht.

Auch aus der Community gab es Kritik. Das queere Projekt Kuntergau kommentierte unter dem Video:

„Sorry, aber Aufklärungsarbeit kann ganz anders aussehen. Unser Team arbeitet seit 5 Jahren komplett ehrenamtlich und ohne kommerzielle Auswertung sehr hart dafür, dass Jugendliche auf der ganzen Welt sehen, wie normal Homosexualität sein kann.“

Positiv sehen kann man das Fake-Outing wohl nur als eines: Das Zeichen eines sozialen Fortschritts. Während in den 90ern viele homosexuelle Promis ein Coming-out fürchteten, weil dieses das Ende der Karriere bedeuten konnte, wird es heutzutage also als Publicity-Booster benutzt. Wenn nun schon Influencer wünschten, sie wären schwul, ist der nächste Schritt hoffentlich, dass Outings nicht mehr notwendig sind. 

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