Dresdner Semperopernball zeichnet homophoben Diktator aus

by

Ägyptens diktatorisch regierender Staatschef Abdel Fattah al-Sisi erhielt am Sonntag vom Dresdner Semperopernball den St.-Georgs-Orden – ebenso wie Wladimir Putin im Jahr 2009. Sachsens SPDqueer fordert nun den Boykott der Veranstaltung.

Foto: Kremlin.ru / CC BY 4.0 / wikimedia.org

Der ehemalige Feldmarschall al-Sisi ist seit 2014 Präsident Ägyptens, maßgeblich zu verdanken hat er dies einem von ihm initiierten Militärputsch im Jahr 2013. Sein politischer Führungsstil gilt als diktatorisch, unter seiner Regierung hat sich die Situation für Homosexuelle in dem afrikanischen Land deutlich verschlechtert.

Besonders in Erinnerung bleibt das Konzert der libanesischen Band Mashrou' Leila um ihren homosexuellen Frontman Hamed Sinno im Jahr 2017 in Kairo: Fans schwenkten Regenbogenfahnen – und wurden verhaftet. In der Folge wurden Razzien durchgeführt, rund 50 Menschen zu Gefängnisstrafen zwischen einem halben und vier Jahren verurteilt, sowie homosexuelle Ägypter ins Exil gedrängt und Auftrittsverbote für die Band verhängt. 


Dresdner Semperoper distanziert sich

Eine Delegation des Semperopernballs e.V. überreichte al-Sisi nun am Sonntag in Kairo den 7000 Euro teuren Preis. In der Folge distanzierte sich die Semperoper vom Opernball und kündigte Gespräche an. „Die Semperoper Dresden missbilligt ausdrücklich die Entscheidung“, teilte der Semperopern-Intendant Peter Theiler mit.

Oliver Strotzer, Vorsitzender der SPDqueer Sachsen, forderte in einer Pressemitteilung Konsequenzen für den Semperopernball. Er machte deutlich, dass die Auszeichnung des ägyptischen Regierungsoberhauptes nicht hinnehmbar sei – der St.-Georgs-Orden sei mit Putin und al-Sisi als Preisträgern zu einem „Feigenblatt für Menschenfeinde“ verkommen. Ein Boykott der Veranstaltung sei angebracht, außerdem fordert die SPD-interne Arbeitsgemeinschaft, dass der Mitteldeutsche Rundfunk seine Zusammenarbeit mit dem Dresdner Opernball beendet. Strotzer erklärte:

„In Al-Sisis Gefängnissen sitzen tausende Oppositionelle und Journalisten. Unter ihm hat die Verfolgung homosexueller Menschen massiv zugenommen. Und dem künstlerischen Leiter des Opernballs, Hans-Joachim Frey, fällt nichts Besseres ein als sich zu Al-Sisis nützlichem Idioten zu machen.“

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) hatte zuvor auf Twitter die Entscheidung als unverantwortlich und beschämend bezeichnet. 

Doch es gab auch Lob für die Wahl: Der sächsische AfD-Vizechef Maximilian Krah vertrat auf Twitter die Meinung, Dresden würde mit der Verleihung Klugheit zeigen – es sei eine mutige und richtige Entscheidung. Zudem bezeichnet er al-Sisi als „Stabilitätsanker im Nahen Osten“.


Foto: S. Funke

UPDATE 4.2.:

Megy B. zeigt als Gast beim diesjährigen „SemperOpernball“ der Semperoper Dresden queere Präsenz. Eingeladen wurde sie von einem Juwelier.

Mehr zu Megy B. hier: www.maenner.media/topics/megy-b.

Back to topbutton