„Früher wärst du vergast worden“ – Transsexuelle erhält Hassbrief

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Drohungen und Beleidigungen per Post erhielt eine Transsexuelle aus Oppenheim in Rheinland-Pfalz. Die Stadt zeigt sich solidarisch, der Bürgermeister gab eine Stellungnahme ab und künftig wird am 17. Mai in Oppenheim die Regenbogenfahne gehisst. 

„Für ein schwuchtelfreies Oppenheim“ titelt das Schreiben. Darunter hat der Verfasser ein Foto der Bedrohten platziert, das er von ihrer Facebookseite genommen hat. In dem Hassbrief fordert er sie auf, aus der Stadt zu verschwinden. Doch nicht nur das: Er verlangt auch von jedem, der ihr begegnet, dass er sie bespucken und schlagen möge. Das Schreiben mutet wie ein Flyer an, wurde vom Täter bisher jedoch nicht weiter verteilt.

Solidarität eint Oppenheim

Die Bedrohte ließ sich vom Täter nicht einschüchtern, sie machte das Schreiben öffentlich. Ihr Facebookpost löste eine Welle der Solidarität aus. Der Bürgermeister der Stadt, Walter Jertz, erklärte in einer Stellungnahme auf der Webseite der Stadt Oppenheim:

„Für Intoleranz und intolerante Menschen ist hier nicht nur kein Platz. Vielmehr werden wir als weltoffene Oppenheimerinnen und Oppenheimer diese menschenverachtende Tat nicht hinnehmen“

Foto: Büro Schellhammer / CC BY-SA 4.0 / wikimedia.org

Auch Grünen-Landtagsabgeordnete Pia Schellhammer äußerte sich zu dem Drohbrief. In ihrer Fraktion ist sie für Queerpolitik zuständig. Sie machte deutlich, dass sie um das Ausmaß von trans- und homophober Gewalt in der Gesellschaft wisse und bezog Stellung:

„Als Oppenheimerin bin ich zutiefst betroffen über die homo- und transphobe Gewalt, die heute öffentlich wurde. Meine Solidarität und meine Unterstützung gelten meiner Mitbürgerin. In meiner Heimatstadt und nirgendwo sonst darf Hass und Hetze um sich greifen. Dagegen gilt es weiter entschieden vorzugehen!"

Die Stadtratsfraktionen nahmen eine gemeinsame Resolution an, in der sie sich „entsetzt über das Ausmaß von verbaler Verrohung“ zeigten. In Zukunft soll in Oppenheim am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie, die Regenbogenfahne gehisst werden.

Am Freitagabend wurde in Oppenheim eine Demonstration auf dem Marktplatz veranstaltet, an der viele Bürger teilnahmen und sich solidarisch zeigten. Auch im Internet war die Anteilnahme groß. Der Facebookpost, der über 1000 Mal geteilt wurde, wurde von Facebook jedoch inzwischen gelöscht. Die Begründung: Er würde zu Hassreden auffordern.

Belohnung für Hinweise, die zur Täterermittlung führen

Die Polizei ermittelt wegen Beleidigung und Volksverhetzung. Noch gibt es keine heiße Spur - ein Oppenheimer Bürger setzte jedoch eine Belohnung in Höhe von 500 Euro für einen entscheidenden Hinweis aus. 


München: Transsexuelle in Männergefängnis untergebracht

Indes wurde bekannt, dass eine andere Transsexuelle in München-Stadelheim bereits seit einem halben Jahr im Männergefängnis einsitzt. Da sie zwar in ihren Papieren als Frau anerkannt werde, aber noch keine geschlechtsangleichenden Operationen vornahm, könne sie laut Verantwortlichen nicht in ein Frauengefängnis verlegt werden. Sie ist in Einzelhaft untergebracht, isoliert von anderen Gefangenen. 

Ihr Anwalt kämpft derweil für einen Freispruch, spricht von Rechtswidrigkeit. Nachdem im Auto der Beschuldigten ein weißes Pulver gefunden wurde, bei dem es sich vermutlich um Kokain handelte, sei ihre Wohnung durchsucht worden – laut Anwalt ohne richterlichen Beschluss. Die Polizei geht bei den dabei gesicherten 31.000 Euro von Drogengeld aus.

Der Anwalt erklärte jedoch, seine Mandantin habe sich das Geld angespart, um sich geschlechtsangleichende Operationen finanzieren zu können. Diese würden ihr in Bayern denn auch die Möglichkeit geben, in ein Frauengefängnis verlegt zu werden ...

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