Homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus: Endlich Gedenken im Bundestag?

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Wolfgang Schäuble ist nicht mehr Bundestagspräsident. Grund, einen erneuten Anlauf für ein den homosexuellen Opfern des Nationalsozialismus gewidmetes Gedenken zu starten. Eine Nachfrage bei Bundestagspräsidentin Bärbel Bas lässt hoffen! Der LSVD berichtet. 

Foto: Angel Ivanov / LSVD

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Seit 1996 ist der 27. Januar der bundesweite Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. Jährlich erinnert der Bundestag an diesem Tag in einem offiziellen Gedenkakt an die Opfer des Nationalsozialismus. In den vergangenen 25 Jahren kamen im Rahmen dieses Gedenkaktes Angehörige fast aller Opfergruppen des NS-Regimes zu Wort. Menschen, die während der NS-Herrschaft wegen ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität verfolgt, inhaftiert und ermordet wurden, blieben bislang aber ungehört. Seit vielen Jahren scheiterte ein Bemühen, sie in einmal in den Mittelpunkt eines Gedenkens zu stellen, am ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble.

Die neue Bundestagspräsidentin Bärbel Bas zeigt dagegen eine Offenheit, im Rahmen dieser besonderen Parlamentssitzung auch n die Opfer aus den Reihen der sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten zu gedenken. Unmittelbar nach der Amtseinführung haben ihr Henny Engels für den Lesben- und Schwulenverband (LSVD) sowie der Historiker Lutz van Djik gratuliert und sie auf das gemeinsame Anliegen aufmerksam gemacht.

Foto: Janine Schmitz / photothek

Bundestagspräsidentin Bas erläuterte in ihrem Antwortschreiben, dass die Planungen für die Gedenkstunde am 27. Januar 2022 bereits vor ihrer Amtszeit begonnen haben. Das kommende Gedenken wird im Kontext des 80. Jahrestages der verbrecherischen Wannsee-Konferenz stehen. Die Bundestagspräsidentin kündigte aber an, das Bundestagspräsidium würde sich in Kürze mit der Ausgestaltung der Gedenkstunde 2023 befassen und

„hierbei insbesondere den Vorschlag einbeziehen, die als Homosexuelle im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Menschen in den Mittelpunkt der Gedenkstunde zu stellen“.

Lutz van Djik erinnerte in einer begleitenden Mail noch einmal indirekt, aber dafür um so emotionaler, warum die Zeit für ein würdiges Gedenken knapp ist:

„Traurig sind wir, dass seit dem Beginn unserer Initiative fünf Unterzeichner*innen verstorben sind – zuletzt am 10. Juli  2021 die Auschwitz-Überlebende, Musikerin und engagierte Stimme gegen jede Form von Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindichkeit und Homophobie, Esther Bejarano (im Alter von 96 Jahren).

Ihr fehlt uns sehr !“

Hintergrund

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