#Debatte • Intersektionales Denken und Schnappatmung

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Minderheitenfragen sind Gerechtigkeitsfragen. Ein Netzfundstück zur Debatte um Identitätspolitik.

Wenn ich Probleme mit den Tomaten im Garten habe, dann frage ich Menschen um Rat, die selber Tomaten anbauen und nicht solche, die ihre Tomaten immer nur im Supermarkt kaufen. Wenn ich nicht einschätzen kann, ob eine Äusserung rassistisch ist, dann frage ich einige nichtweisse Menschen und kann mir aus dem Spektrum der Antworten eine Meinung bilden. Die Einschätzung von Menschen, die wie ich mit tradiertem Rassismus aufgewachsen sind, wird mir wahrscheinlich weniger weiter helfen.

Niemand verlangt, dass Betroffene das letzte Wort haben sollten, es geht um die Frage, wem wir Kompetenz zutrauen und wem nicht. 95% der Bevölkerung hat ein oder mehrere Minderheitenmerkmale, sie sind nicht cis-männlich, haben einen Migrationshintergrund, sind arm, wenig gebildet, nicht weiss, nicht hetero, nicht christlich, ....

Interessanterweise kommen die Angriffe auf die sogenannte Identitätspolitik zum grössten Teil von den wenigen Menschen, die kein einziges Minderheitenmerkmal haben. Früher waren diese wenigen privilegierten Menschen die geborenen Meinungsführer und Entscheider. Das ändert sich in hohem Tempo. Ihr Einfluss sinkt, je mehr Minderheiten nicht assimilieren, sondern selbstbewusst eigene Perspektiven vertreten und Teilhabe einfordern.

Intersektionales Denken fördert dabei neue Bündnisse, der Gemeinsinn funktioniert besser denn je.

Es geht nicht um die Frage, wer das letzte Wort hat. Es geht um die Frage, wer Erfahrung hat, wem wir Kompetenz zutrauen und wem wir zuhören. Diese in Frage gestellte Kompetenz sorgt für die Schnappatmung. *S. Zacharias auf Facebook

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