Purple Disco Machine: „So unperfekt wie möglich“

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Foto: Leon Schlesselmann

Der 1980 geborene Musiker, DJ und Producer arbeitete schon mit legendären Klubgrößen zusammen und steht für eine satte Portion Disco und High Energy. Purple Disco Machine aka Tino Piontek stammt zwar aus Dresden, sorgt aber mit Hits wie „Hypnotized“ überall auf der Welt für beste Unterhaltung. Erfolgreich zusammengearbeitet hat er unter anderem mit Lady Gaga, Calvin Harris, Boris Dlugosch und Faithless. Wir sprachen mit unserem Coverstern über sein neues Album „Exoctica Deluxe“.

Vor etwa fünf Jahren haben wir über dein erstes Album berichtet, seitdem ist viel passiert. Was ist für dich der bisherige Höhepunkt?

Da gab es einige Höhepunkte, besonders in den letzten eineinhalb Jahren die ganzen Radio-, Chartsplatzierungen und Gold- und Platin-Auszeichnungen, aber auch die Festivals, die ich bespielen durfte. „Tomorrowland“ war etwas, das ich schon lange besuchen wollte.

Hypnotized“ entstand zusammen mit Sophie and the Giants, wie kamt ihr in Kontakt?

Es war tatsächlich ein Vorschlag vom Label. Ich habe mir ihre Musik angehört, mit ihr gesprochen … Sie macht ja eigentlich komplett andere Musik mit ihrer Band, aber sie waren total offen und ließen sich auf meine geschickte Musik ein. Sophie hatte total Bock und sang das Lied ein – und es hat sofort gepasst. Ich meinte dann, lass es uns so raw und so unperfekt wie möglich halten, daher haben wir dann den First Take genommen. Und letztendlich war es wohl genau das, was das Lied so erfolgreich gemacht hat.

In the Dark“ ist ein weiteres Lied mit diesen Künstler*innen.

Eigentlich wollten wir erst mal nichts mehr zusammen machen, da jeder Song, den wir zusammen machen würden, mit „Hypnotized“ verglichen werden würde … Aber jetzt, nach über einem Jahr hatten wir einfach wieder Lust. „In the Dark“ ist ungleich düsterer geworden, auch das Video. Ich bin ja im Osten aufgewachsen und habe die Ost-West-Konflikte durchaus erlebt, auch diese sind in die Liebesgeschichte im Video eingeflossen. Ich mag es, wenn Musikvideos kleine Filme sind, wie in den 1980ern bei Michael Jackson, daher kamen auch noch Agenten dazu. Das Lied an sich handelt von einer zerbrochenen Liebe, dem Gefühl danach.

Im März erscheint dein Erfolgsalbum „Exotica Deluxe“ überarbeitet und ergänzt. Welche Lieder sind deine Anspieltipps für uns?

Natürlich „In the Dark“, „Twisted Mind“ mit der schwedischen Künstlerin Agnes. Und auch die Songs, die auf der ersten Version drauf sind. „Opposite of Crazy“ zum Beispiel war eine Spielwiese für mich, einmal komplett andere Songs zu machen.

Hast du Angst, auf High Energy oder Disco festgelegt zu werden?

Ich bin da total entspannt. Meine Musik ist ein Mix aus verschiedenen Genres …Mache ich nun House, Pop oder High Energy? Im Grunde alles, was mich die letzten dreißig Jahre beeinflusst hat.

Wie entsteht bei dir denn ein Lied?

Meist habe ich eine Grundidee im Kopf, jamme einfach los und versuche, den Sound, den ich im Kopf habe, umzusetzen. Ich habe viele analoge Synthesizer, die mich inspirieren, mitunter denke ich auch an ein bestimmtes Jahrzehnt. Manchmal beginnt es auch mit einem Sample aus einem alten Song oder mit Sänger*innen im Studio. Meistens aber einfach Drums, Beats und einfach jammen. Bei diesem Album entstanden zuerst die Instrumentals, die dann an die Sänger*innen geschickt wurde, dann wurde – auch über Zoom – daran gearbeitet.

Wer hat dich mehr beeinflusst: Giorgio Moroder oder Patrick Cowley?

Patrick Cowley hat mich sehr beeinflusst, er hat in San Francisco das ganze Disco- und High-Energy-Ding losgetreten. Aber auch Künstler wie Nile Rodgers, Giorgio Moroder oder Rockgrößen wie Peter Gabriel oder Phil Colins haben mich beeinflusst.

Was ist dir bei einem Lied wichtig? Was denkst du, machst du besser als andere Produzenten?

Hm, besser … Musik ist immer subjektiv, jeder empfindet sie anders. Wo bei mir möglicherweise das Talent liegt, ist, dass ich diesen Aha-Effekt nutzen kann, diesen Gänsehautmoment im Studio. Wenn der bei mir passiert, dann gefällt das Lied – zum Glück – auch vielen anderen Menschen. Das Gefühl beim Produzieren und Hören muss stimmen. Ich mag Harmonien und Melodien, dieses positive Lebensgefühl, das ich dann im Studio habe, überträgt sich wohl auch auf die Hörer*innen.

*Interview: Michael Rädel


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