#Interview: Purple Disco Machine – Queere Wurzeln

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Dieses Jahr bekam der DJ und Producer Purple Disco Machine einen Grammy, den weltweit wichtigsten Musikpreis. Den Sommer über wird er uns mit Musik versorgen – zum Beispiel mit „Substitution“ zusammen mit Kungs und Sänger Julian Perretta.

Wer auf Disco oder High Energy steht, kommt an Sylvester, Patrick Cowley oder natürlich auch Divine nicht vorbei. Als wie queer empfindest du denn Disco und High Energy? Ich habe mir darüber zuerst keine Gedanken gemacht, aber je mehr ich mich damit auseinandergesetzt habe, desto mehr wurde mir bewusst, dass diese Musik aus der queeren Szene kommt, dass die Community einen großen Einfluss auf diese Musik hatte. Je erfolgreicher Purple Disco Machine wurde, desto mehr habe ich auch die positiven Aspekte bemerkt, die diese Musik und Queerness angehen. Es ist einfach ein großer Unterschied, ob du für eine queere Party auflegst oder ob du auf einem gemischten Festival bist. Es macht superviel Spaß zu sehen, dass sich die Leute Mühe gegeben haben bei ihren Outfits. Glitter und Glamour passen zu Purple Disco Machine! Aber natürlich mache ich Musik für alle Menschen, wichtig ist mir, dass die Leute aus einem Grund zusammen feiern: die Musik zusammen zelebrieren.

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Vor allem High Energy entstand ja, so sagen zumindest Zeitzeugen, in einer Zeit, als die heterosexuelle Mehrheitsgesellschaft Disco ablehnte. In der queeren Szene entstanden Charthits, die zu Klassikern wurden. Gibt es Produktionen, die dir besonders am Herzen liegen? Die Musik von Patrick Cowley hat mich schon sehr, sehr beeinflusst. Auch Bobby O … Giorgio Moroder … Es gibt jede Menge alter Lieder, die ich noch in meinen Sets einsetze und auch zu Hause anhöre.

Kann ein Lied für deine Ohren zu kitschig sein? Sagen wir so: Überall, wo mein Name draufsteht, soll es so sein, dass ich den Song auch als DJ spielen würde. Wenn es um Klassiker geht: „YMCA“ zum Beispiel ist ein super Lied, aber es würde nicht zu meinen Sets passen. Ich habe auch schon Nico Santos produziert, das Lied, der Mix, ist auch super, aber er würde nicht in meine Sets passen.

Deine Musik ist neu, aber du arbeitest sehr gerne mit alten Synthesizern, richtig? Ist das immer problemlos?Leider nein. (grinst) Ich produziere siebzig bis achtzig Prozent meiner Musik mit analogen Synthesizern, leider gehen die auch mal kaputt oder klingen plötzlich anders. So habe ich schon seit einem Jahr einen DX-7 und eine LinnDrum im Studio stehen, die leider nicht funktionieren. Ich selber habe technisch wenig Ahnung, auch findet man recht schwer Leute, die diese Geräte reparieren können. An mir ist definitiv kein Elektromechaniker verloren gegangen!

Du hast gerade mit Kungs zusammengearbeitet. Ja, wir kennen uns schon einige Jahre, wollten immer etwas gemeinsam machen. 2019 haben wir die Idee erstmals entwickelt, dann haben wir es wieder schleifen lassen. Aber 2022 haben wir es dann wirklich in Angriff genommen. Vor einigen Monaten kam er zu mir in mein Studio in Dresden und wir haben das Lied „Substitution“ zusammen aufgenommen.

Bei „Glitterbox“ bist du auch beteiligt. Ja, schon lange, der Sound von „Glitterbox“ ist dabei eher soulig, funkig, er funktioniert super in Klubs. Meine Italo-Disco-Tracks funktionieren allerdings wesentlich besser auf großen Festivals. „Glitterbox“ passt perfekt in kleinere, schwitzigere Locations. (grinst) Ich liebe aber beides!

Stichwort KI, die kann ja auch Musik komponieren. Ich verfolge das, aber da würde für mich das wegfallen, was mir am meisten Spaß macht: das Jammen im Studio. Synthesizer anzufassen, auszuprobieren, Ideen zu entwickeln. Es geht bei mir nicht darum, schnell etwas fertig zu machen, schnell Geld zu verdienen. Für mich ist eine KI bei der Musik nicht relevant.

*Interview: Michael Rädel

purplediscomachine.com


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