Den mag man: Sam Vance-Law

by

Nicht nur seine Musik, auch Sam Vance-Laws charmante, leichte Art vermitteln sofort den Eindruck, dass es relativ einfach für ihn war, sich zu outen.

Foto: J. K. Schmidt

„Das kann man sicher sagen“, stimmt er zu. „Ich habe liberale, linke Eltern. Es hat zwar lange gedauert, bis ich mein Coming-out hatte, aber als ich es tat, wurde ich von meiner Familie und Freunden akzeptiert. Ich hatte es nie mit ernsthafter Homophobie in meinem Umfeld zu tun. Im Vergleich mit vielen anderen hatte ich es wirklich leicht.“

Foto: J. K. Schmidt

Wahrscheinlich ist das auch der Grund dafür, dass sein Debütalbum „Homotopia“ so eigen ist, welches er unter anderem zusammen mit Konstantin Gropper (Get Well Soon) in Berlin aufgenommen hat. Es wundert auch nicht, dass er hier vor über sieben Jahren seine Heimat fand. „Hier begann ich, Musik allein und für mich zu machen. Hier begann ich, von mir selbst als Musiker zu denken“, sagt er. „Hier hatte ich die Zeit, mich zu entdecken.“ Er besuchte anfangs nur einen Freund – und verliebte sich in die Stadt. „Eines der Dinge, die ich an Berlin mag, ist, wie politisch hier alle sind. Das steht natürlich im Gegensatz zu meinem Album, das außerhalb dieses Diskurses sein will. Es ist so klar und deutlich unpolitisch wie nur möglich. Es wird interessant zu sehen sein, wer es trotzdem als Aufruf versteht und wer es ablehnt, weil es keinen Standpunkt einnimmt.“ Denn: Man hört selten Musik, die so mit schwulem und queerem Leben umgeht. „Es geht mir bei dem Album nicht darum, nach innen zu sehen und mit der Community zu reden, sondern aus meiner Perspektive über das Leben an sich zu erzählen. Auf eine Art, die jeder verstehen kann und zu der jeder eine Verbindung finden kann. Es sind Geschichten über Erfahrungen, die jeder macht – nur aus dieser speziellen Perspektive. Es ist keine Platte, die sich verteidigen will, es ist keine Platte, die etwas lehren will – es ist eine, die zum Entdecken ist: Here is a life – check it out!“

Auch die Videos vermitteln den Eindruck, dass alles so offen wie möglich gehalten werden soll: „Absolut! Und es ist interessant, wie unterschiedliche Interpretationen daraus gezogen werden. Selbst welche, an die ich nie gedacht habe – und ich habe einige im Kopf gehabt!“ Er will mit dem Album nichts festnageln, kein bestimmtes Narrativ, keine Schlussfolgerungen vorgeben. „Es gibt keine Endaussage, nur die, die der Hörer gewinnt.“ Die Idee ist, dass darin vielleicht die Chance liegt, dass jemand erst spät versteht, aus welchem Winkel alles erzählt wird – und man so mehr erreichen kann bzw. anders als mit Aktivismus. „Natürlich ist Aktivismus entscheidend – da rüttle ich nicht einen Augenblick dran. Aber wenn du eine Geschichte von einem Menschen erzählst, ohne am Anfang eine Flagge hochzuziehen, bedeutet es, dass jeder es hören kann, ohne es zu kategorisieren – und damit vielleicht von vornherein zu blocken. Das Zweite ist Humor: Wenn man jemanden zum Lachen bringt, ist es erheblich wahrscheinlicher, dass er offen für das ist, was du erzählen willst. Vielleicht funktioniert das nicht – aber das ist es, was ich versuche.“

Back to topbutton