Kolumne: Tschakka?

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Die Opfer ihrer eigenen guten Vorsätze sind in den ersten beiden Wochen des neuen Jahres besonders unübersehbar. In nagelneuer Funktionskleidung, die sie sich vor wenigen Tagen selbst unter den Weihnachtsbaum gelegt hatten, quälen sie sich über die Ufer-, Feld- und Waldwege. Begegnen sie sich, tauschen sie einen freudlosen Blick aus in dem Wissen, dass sie sich hier schon Ende Februar nicht mehr treffen werden. Denn noch schneller als pubertierende Verliebtheit ist das Strohfeuer der Neujahrsmotivation heruntergebrannt.

Foto: Pexels/Andrea Piacquadio

Der Grund, warum Menschen mit einer Aktivität beginnen, sie fortsetzen oder beenden, hat nur vermeintlich etwas mit Willenskraft zu tun, wie es die „Tschakka“-Motivationstrainer in ihren Seminaren von der Bühne schreien. Die Psychologie untersucht schon lange, welche Faktoren dazu führen, dass anfänglicher Ansporn von großer Kreativität, Problemlöseverhalten und Durchhaltevermögen geprägt ist und sich dennoch in Frustration, selbstzerstörerische Handlungen oder völlige Antriebslosigkeit wandeln kann.

Motivation durch Bedürfnisbefriedigung

Es zeigt sich, dass Menschen sich besonders dann erfolgreich und dauerhaft motivieren können, wenn drei psychologische Grundbedürfnisse befriedigt werden. Eines davon ist, dass wir Teil eines Teams oder in anderer Weise sozial in eine Gemeinschaft eingebunden sein möchten. Wichtig ist auch, dass wir das Gefühl brauchen, effektiv etwas bewegen und Resultate erzielen zu können. Drittes Moment ist die Freiwilligkeit, mit der wir entscheiden, was und wie wir Dinge tun.

Foto: Hermann Traub/Pixabay

Diese Selbstbestimmungstheorie mag nicht alles erklären, sie verdeutlicht aber immerhin, weshalb sich Klimaaktivist*innen trotz mehrheitlicher Ablehnung dieser Protestform in der Bevölkerung unablässig auf Hauptstraßen festkleben, während die Jogger*innen der ersten Neujahrswochen von Waage und Diätvorschriften getrieben einsam ihre Runden drehen und bald aufgeben.

Ziele, die zählen

Es geht also darum, zunächst den eigenen Bedürfnissen auf die Spur zu kommen, konkrete Ziele zu entwickeln und realistische Pläne zu machen. Erst wenn diese Vorarbeiten erledigt sind, haben wir eine realistische Chance, unsere Motivation anhaltend auf einem Level zu halten, auf dem wir zu ersten Erfolgen gelangen können. Diese Grundüberlegungen helfen übrigens nicht nur, von nun an regelmäßig den Weg ins Fitnessstudio zu finden, sondern sind darüber hinaus gute Wegbegleiter bei allen Projekten, die in diesem Jahr vor uns liegen. Also los: Tschakka!

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