So bunt wie das Leben

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Foto: Hans Engels

Diesen Monat werden die Münchner Philharmoniker 125 Jahre alt. Wenn man von einem derartigen Orchester mit über hundert Mitgliedern spricht, vergisst man oft, wie verschiedenartig dieses Team eigentlich zusammengesetzt ist. Unter den Philharmonikern sind Künstler aus den verschiedensten Ländern der Erde, die im Zeichen der Musik zusammenfinden. 125 Jahre Münchner Philharmoniker bedeutet nicht zuletzt auch 125 Jahre Erfahrung mit Integration und Weltoffenheit – wie man sieht und hört, gelingt das immer wieder. Ab dieser Ausgabe stellen wir euch fünf Philharmoniker im Rahmen von Interviews vor

Matías Piñeira wurde in Chile geboren und spielt seit seinem siebten Lebensjahr Horn. Mit 19 Jahren wurde er Solo-Hornist des Orquesta Sinfónica de Chile. Von 2014 bis 2015 war er Mitglied der Orchesterakademie der Staatskapelle Berlin, um dann 2015 Solo-Hornist der Münchner Philharmoniker zu werden.

Foto: Hans Engels

Was fällt dir an der 125-jährigen Geschichte der Münchner Philharmoniker besonders auf?

Die westeuropäische, vor allem aber die deutsche Orchestertradition ist schon beeindruckend. Ich kam mit Anfang zwanzig nach Deutschland, da war ich mir dessen noch gar nicht so bewusst. Zum Glück wahrscheinlich, denn sonst wäre ich vielleicht nervös geworden. Je länger ich hier spiele, desto mehr erfahre ich über die Geschichte dieses Orchesters. Wir nehmen zurzeit beispielsweise alle Sinfonien Anton Bruckners in St. Florian bei Linz auf, wo Bruckner begraben liegt. Das ist anstrengend, aber toll, und hat eine lange Tradition. Die Sinfonien direkt dort zu spielen, wo der Komponist allgegenwärtig ist, ist überwältigend.

Wo steht aus deiner Sicht das Orchester in puncto Weltoffenheit? Wie erlebst du sie in deinem Arbeitsalltag?

Das Orchester ist international unterwegs. Wir kommen viel rum, spielen oft in den USA und Asien, in Europa sowieso. Das gefällt mir. Der Arbeitsalltag ist ebenso international, geprobt wird oft auf Englisch, denn sowohl die Orchestermusiker als auch Solisten und Dirigenten kommen von überall her. Ich habe einige spanischsprachige Kollegen bei den Münchner Philharmonikern, die mich mit offenen Armen empfangen haben, daher kommt die Muttersprache zum Glück auch nicht zu kurz.

Welche Werke stehen für dich für Weltoffenheit?

Eigentlich jedes Werk, das von einem Komponisten oder Künstler stammt, der keine Scheuklappen aufhat. Offenheit ist wichtig in der Musik, egal ob es die Religion, Hautfarbe, Sprache oder die musikalische Gattung betrifft. Viele Profimusiker spielen ja auch nicht nur klassische Musik, sondern sind in anderen Genres genauso zu Hause.

Das Motto der Jubiläumssaison lautet „Brücken bauen“. Welche Brücke baust du mit?

Da fällt mir natürlich spontan sofort die Brücke zwischen Lateinamerika und Europa ein, denn da bin ich jeden Tag ein Brückenbauer, manchmal zufällig, manchmal ganz bewusst. Musikalisch baue ich zusammen mit meiner Band „Los Pitutos“ Brücken, indem wir lateinamerikanische Musik hier in Westeuropa spielen.

Was wünschst du dir für die Zukunft des Orchesters, für die nächsten 125 Jahre?

Ich hoffe, dass das Orchester weiterhin so schön weltoffen bleibt. Hier vereinen sich Leute aus über 25 Ländern und bringen zusammen so großartige Musik auf die Bühne, ist das nicht toll?

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