EU Hassreport 🌈 Jeder vierte junge Brite homophob?

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Jeder zehnte Brite ist der Meinung, Homosexualität sei heilbar und queere Menschen würden eine Gefahr für andere Menschen darstellen. Das zeigen die Ergebnisse des am 15. Oktober veröffentlichten „Hate Crime Report 2019“.

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse der britischen Befragung von 1.617 Personen zwischen 18 und 65 Jahren, dass große Fortschritte bei der rechtlichen Gleichstellung gemacht wurden, aber auch, dass noch mehr Arbeit erforderlich ist, um negative Einstellungen der Gesellschaft gegenüber der queeren Community zu beseitigen.

Junge Erwachsene in der Zwickmühle 

Anlass zur Sorge gaben insbesondere die Antworten der 18- bis 24-Jährigen. Die Teilnehmer*innen dieser Altersgruppe tendierten eher als andere Altersgruppen dazu, negative Ansichten gegenüber LGBTIQ*-Menschen ohne Umschweife zu äußern. So gab zum Beispiel jeder Vierte dieser Altersgruppe an, Homosexualität als „unmoralisch oder gegen seinen Glauben“ zu empfinden.

Egoistisches Wirtschaftssystem und digitale Parallelwelten mögliche Ursachen 

Ursächlich für diesen Meinungsumschwung bei den 18- bis 24-Jährigen sei neben einem globalen Anstieg an Anti-LGBTIQ*-Rhetorik aus fundamentalistischen und populistischen Bewegungen insbesondere der starke Einfluss des Neoliberalismus, der ein egozentrisches Denken befördert. Auch die zunehmende Zahl isolierter Online-Hassgemeinschaften, die neben der Mainstream-Gesellschaft existieren, würden der gesellschaftlichen Integration und Toleranz zuwiderlaufen, so die Forscher. Lange überwunden geglaubte, zum Beispiel durch religiöse Dogmen oder politische Ideologien erlernte Ressentiments, werden in den digitalen Echokammern gefestigt, statt wie in der Gesellschaft durch reale Erfahrungen aufgebrochen und in Frage gestellt.  

Die Forscher fordern, die Ergebnisse des Berichts als Anzeichen für aufkommende Anti-LGBTIQ*-Einstellungen und zukünftige gesellschaftliche Spaltungen ernst zu nehmen und das Problem anzugehen, bevor es weiter eskaliert.


Hintergrund EU-Projekt „Call It Hate

Angesichts der zunehmenden Gewaltbereitschaft gegenüber sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten führten mehrere europäische LGBTIQ*-Organisationen im Auftrag des „Call It Hate“-Projekts der Europäischen Union in zehn europäischen Ländern (Belgien, Bulgarien, Kroatien, Ungarn, Irland, Italien, Litauen, Polen, Slowenien und Großbritannien) eine Befragung durch.

Zwischen August und Oktober 2018 wurden insgesamt 10.612 Personen zu ihren Einstellungen und Überzeugungen über LGBTIQ*-Menschen befragt, um einen Einblick in das Ausmaß der Vorurteile zu erhalten, mit denen die queere Community immer noch konfrontiert ist.

Während der gesamteuropäische Bericht bereits am 25. September veröffentlicht wurde und unter www.lgbthatecrime.eu verfügbar ist, dokumentiert der am 15. Oktober von Galop herausgegebene Bericht die Ergebnisse für Großbritannien. Er kann HIER als PDF-Dokument abgerufen werden.

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