Proteste gegen trans*feindliche Dave-Chappelle-Show bei Netflix

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Der Streamingdienst Netflix sieht sich wegen einer als Transgender-feindlich kritisierten Show des US-Komikers Dave Chappelle mit Protesten konfrontiert. Für Mittwoch wurde zu einer Kundgebung von Mitarbeitern am Netflix-Sitz in Los Angeles aufgerufen, nachdem Chappelles Äußerungen über Transgender in den vergangenen Tagen immer höhere Wellen geschlagen hatten.

Die Demonstranten wollen Programmchef Ted Sarandos nun eine Liste mit Forderungen überreichen. Ashlee Marie Preston, eine der Organisatorinnen der Protestaktionen, erklärte, die Kundgebung sei wegen der „überwältigenden“ Teilnehmerzahl auf ein größeres Gelände verlegt worden. Es gehe um „die Sicherheit und Würde aller marginalisierten Gemeinschaften“, erklärte Preston. Der Protest entzündete sich an Chappelles Show „The Closer“. Chappelle hatte darin unter anderem über einen US-Rapper gesprochen, der „die LGBTQ-Gemeinschaft direkt in das Aids geschlagen habe“, wobei Aids offenbar als Wortspiel mit dem englischen Wort „ass“, dem gebräuchlichen derben Wort für Hintern, gedacht war. Außerdem verglich er Trans-Frauen mit der als rassistisch verpönten Darstellungsmethode des Blackfacing.

Entlassungen bei Netflix

Drei Netflix-Mitarbeiter wurden zwischenzeitlich suspendiert, weil sie ein Treffen der Chefetage zu der Angelegenheit gestört hatten. Eine von ihnen war Terra Field, selbst Transgender, die sich dafür einsetzt, „The Closer“ mit einem Warnhinweis zu versehen und außerdem bei Netflix mehr „homosexuelle und transgender Komiker und Talente“ zu fördern. Ein Netflix-Mitarbeiter wurde entlassen, weil er interne Informationen zu den Kosten der beanstandeten „The Closer“-Folge weitergegeben hatte. In dem Streit schlugen sich mehrere Künstler auf die Seite der Transgender-Aktivisten. So nannte die lesbische Komikerin Hannah Gadsby, die selbst Sendungen für Netflix macht, den Streamingdienst einen „unmoralischen Algorithmus-Kult“.

Chapelle macht die TERF

Foto: Alex Edelman / AFP

Chappelle wies die Kritik an seinen Äußerungen über Transgender mit der Bemerkung „Geschlecht ist eine Tatsache“ zurück. Sexuellen Minderheiten warf er zugleich vor, „zu empfindlich2 zu reagieren. Für sexuelle Minderheiten habe es binnen weniger Jahre Verbesserungen gegeben, die schwarze Menschen in Jahrzehnten nicht erreicht hätten, sagte der Komiker. Außerdem gäben sich weiße Homosexuelle nur solange als „Minderheiten, bis sie es wieder brauchen, weiß zu sein“. Organisationen, die sich für die Rechte von Homo-, Bi- und Transsexuellen einsetzen, verweisen auf Studien, wonach Stereotype über Minderheiten schädliche Auswirkungen im echten Leben haben.

Netflix beharrt auf künstlerischer Freiheit

Dem widersprach Netflix-Programmchef Sarandos vergangene Woche in einem Brief an die Belegschaft. Inhalte auf dem Bildschirm „werden nicht direkt in Nachteile in der echten Welt umgesetzt“, schrieb er und hob die Bedeutung der „künstlerischen Freiheit“ hervor. *Andrew Marzsal / AFP

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