„Mit tiefer Sorge“: Promis unterstützen Ghanas Queers

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Der Kampf in Ghana geht weiter: Nachdem die Eröffnung des ersten Safe Space für queere Menschen eine nationale Diskussion über Homosexualität auslöste, stellten sich nun einflussreiche Prominente gegen den Hass. Unter ihnen sind einige der prominentesten Menschen ghanaischer Herkunft: Schauspieler Idris Elba und der offen schwule Chefredakteur der britischen Vogue, Edward Enninful. Sie fordern die Regierung auf, sich auf die Seite der Queers zu stellen.

Foto: Harald Krichel / CC BY-SA 4.0 / wikimedia.org

Ghana diskutiert derzeit offen über Homosexualität, das Thema beschäftigt Menschen, Politik und Medien – der Auslöser ist aus westlicher Sicht kaum zu fassen: Die queere Organisation LGBT+ Rights Ghana eröffnete ein eigenes Büro, einen Safe Space für queere Menschen - den ersten im Land. Das an sich reichte offenbar, um eine homophobe Lobby auf den Plan zu rufen, die ihren Einfluss nutzte, um die Bürger des Landes gegen die Aktivist*innen aufzustacheln (wir berichteten).

Sie nutzten auch die Tatsache, dass die Eröffnung des Areals vom dänischen Botschafter und mehreren EU-Delegierten besucht wurde – und untermauerten damit das Vorurteil, dass sich der Westen und eine internationale „Schwulenlobby“ in die Gesetze Afrikas einmischen wollen. LGBT+ Rights Ghana klagte, es seien noch weitere Lügen und Falschmeldungen in Umlauf gebracht worden, die nur einen Zweck hatten: Ghanas Gesellschaft aufzuhetzen. Schließlich wirkte die Masche der Anti-Queers: Letzte Woche stürmten Beamte der nationalen Sicherheit die Örtlichkeit und schlossen das Büro. Ghanas Queers haben aber noch mehr verloren – es geht ihnen nun schlechter als zuvor, ihre Sicherheit ist in akuter Gefahr.


Präsident verspricht besorgten Bürgern: Keine Ehe für alle!

Foto: Georges Biard / CC BY-SA 4.0 / wikimedia.org

Das Thema spaltet das Land und zeigt deutlich, wie tief die Homophobie in Ghanas Gesellschaft verbreitet ist. Angesichts der Diskussion über Ghanas Einstellung gegenüber queeren Menschen sowohl im In- als auch im Ausland, sah sich Präsident Nana Akufo-Addo offensichtlich gezwungen, sein Schweigen zu brechen und eindeutig Stellung zu beziehen – leider nicht so, wie sich die Queeraktivist*innen und ihre Verbündeten das wünschten. Er schwor, solange er an der Macht sei, würde nie die Ehe für Homosexuelle geöffnet werden.

In einer Rede erklärte er am Samstag, 27. Februar:

„Ich habe das schon einmal gesagt, lassen Sie mich abschließend noch einmal betonen, dass es nicht unter der Präsidentschaft von Nana Addo Dankwa Akufo-Addo sein wird, dass die gleichgeschlechtliche Ehe legal sein wird, dass die gleichgeschlechtliche Ehe in Ghana legalisiert werden wird, es wird nie in meiner Zeit als Präsident passieren.“


Promis zeigen ihre Solidarität

Die Einstellung der Regierung besorgt LGBTIQ*-Aktivist*innen weltweit. 67 Prominente und Politiker – die meisten von ihnen ghanaischer Herkunft – drückten ihre Gedanken und Sorge in einem gemeinsamen Brief aus. Darin erklären die Unterzeichner, sie seien von den Ereignissen zutieft beunruhigt und fordern die Regierung, allen voran den Präsidenten, auf, die LGBTIQ*-Community zu schützen. Sie sollten:

„...einen Weg für Verbündete, Schutz und Unterstützung […] schaffen. Wir bitten um Inklusivität, die die Nation noch größer und noch stärker machen wird.“

Ferner hieß es in dem Schreiben, adressiert an die Aktivist*innen:

„Wir haben mit tiefer Sorge beobachtet, wie Sie die Sicherheit Ihrer lebenswichtigen Arbeit im LGBT+ Rights Ghana Centre in Accra in Frage stellen und um Ihr persönliches Wohlergehen und Ihre Sicherheit fürchten mussten. Es ist für uns inakzeptabel, dass Sie sich unsicher fühlen.“


Verbündete der Community trifft Feindseligkeit

Foto: @cfcunofficial (Chelsea Debs) / CC BY-SA 2.0 / wikimedia.org

Die feindselige Stimmung in Ghana trifft nicht nur die Queercommunity, sondern scheinbar auch alle, die sie unterstützen. Ex-Fußballer und Chelsea-Legende Michael Essien drückte via Twitter seine Unterstützung aus – vorerst. Der ehemalige Mittelfeldspieler, der mehr als 50 Mal für die ghanaische Nationalmannschaft auflief, bekam anscheinend kalte Füße angesichts des massiven Gegenwindes, dem er sich daraufhin ausgesetzt sah.

Am Dienstag schrieb er auf Instagram, offensichtlich in der Absicht, sich den zahlreichen Prominenten anzuschließen, die die Queerfeindlichkeit in Ghana verurteilten:

„Wir sehen euch, wir hören euch, wir unterstützen euch. Unsere LGBTQIA Plus Community für Ghana. Ghana unterstützt Gleichheit.“

Rasch rückte Essien damit in den Mittelpunkt homophober Kommentare seiner „Fans“, die ihn für diese kleine Geste der Solidarität bestraften und ankündigten, ihm nicht weiter folgen zu wollen. Am Mittwoch fühlte Essien sich offenbar so unter Druck gesetzt, möglicherweise auch aus seinem privaten Umfeld, dass er den Post wieder löschte. 

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