Terry Reintke führt die Grünen in die Europawahl

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Foto: Thomas Kienzle / AFP

Die lesbische Fraktionschefin der Grünen im Europaparlament Terry Reintke wurde zur grünen Spitzenkandidatin für die Europawahl 2024 gewählt. Reintke warnte mit Blick auf die Wahl im kommenden Juni: „Wir werden nächstes Jahr mit aller Kraft gegen einen Rechtsruck im europäischen Parlament kämpfen müssen.“

Terry Reintke kann mit ihren erst 36 Jahren schon eine lange Karriere als EU-Politikerin vorweisen: Als damals jüngste Grünen-Abgeordnete kam Theresa „Terry“ Reintke 2014 ins Europaparlament. Seit einem Jahr ist sie zudem Ko-Vorsitzende der Fraktion Die Grünen/Europäische Freie Allianz, der Abgeordnete aus 17 Ländern angehören. Am 25. November wählte der Grünen-Parteitag in Karlsruhe Reintke mit 95,2 Prozent zur Spitzenkandidatin für die Wahl im kommenden Juni.

Die dem linken Grünen-Lager zugerechnete Politikwissenschaftlerin stammt aus Gelsenkirchen und sieht sich als „Kind des Ruhrgebiets“. Dort habe sie gesehen, wie die Abwanderung von Industrie Regionen verändert und Menschen in die Arbeitslosigkeit treibt. Die Transformation der Wirtschaft ist eines der Themen, die Reintke in Brüssel und Straßburg vertritt. Den Weg der grünen Transformation der Wirtschaft und den Erhalt von Arbeitsplätzen „können wir nur gemeinsam europäisch gehen“, sagte Reintke auf dem Grünen-Parteitag. Dasselbe gelte für die „zweite große ökologische Krise“, das Artensterben.

Kämpferin für Gleichberechtigung

Reintke streitet im EU-Parlament nicht nur für Klimapolitik und soziale Gerechtigkeit, sondern auch für die Rechte der Frau und die Gleichberechtigung der Geschlechter. Als „lebendige Regenbogenflagge in Brüssel“ wurde sie einmal von der Fernsehmoderatorin Bettina Böttinger bezeichnet. Reintke lebt in einer Beziehung mit der französischen Grünen-Politikerin Melanie Vogel, die Senatorin im französischen Oberhaus ist. Sie setzt sich dafür ein, dass queere Menschen sich outen und ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen.

Größere öffentliche Aufmerksamkeit erlangte Reintke 2017: Sie wurde als Teil der #MeToo-Kampagne vom US-amerikanischen „Time“-Magazin ausgezeichnet, weil sie das Thema sexuelle Gewalt gegen Frauen in das Europaparlament brachte.

Deutschlands nächste EU-Kommissarin?

Als 17-Jährige schloss sich Reintke der Grünen Jugend an und engagierte sich dort als frauen- und genderpolitische Sprecherin. 2010 wechselte sie in den Verband der europäischen Grünen-Jugendorganisationen, dessen Sprecherin sie war. Der Weg über die Jugendverbände führte auf die Liste der Grünen für die Europawahl 2014.

Die Übernahme des Ko-Vorsitzes der Fraktion die Grünen/EFA an der Seite des Luxemburger Philippe Lamberts im vergangenen Herbst war ihr bisher größter Karriereschritt. Der Posten bietet ihr gute Chancen, auch Spitzenkandidatin der europäischen Grünen zu werden – das wird Anfang Februar auf einem Kongress in Lyon entschieden. Danach könnte es für die überzeugte Europapolitikerin richtig steil nach oben gehen: Möglicherweise winkt sogar ein Posten als EU-Kommissarin. Jedes EU-Mitgliedsland kann einen Vorschlag für die Besetzung eines Postens in der Kommission machen. Zum Zug käme Reintke allerdings nur, wenn Ursula von der Leyen (CDU) nicht wiedergewählt wird. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien heißt es dazu: „Das Vorschlagsrecht für die Europäische Kommissarin oder den Europäischen Kommissar liegt bei Bündnis 90/Die Grünen, sofern die Kommissionspräsidentin nicht aus Deutschland stammt.“

Zunächst steht aber die Europawahl am 9. Juni an. Es gehe auch darum, „mit aller Kraft gegen einen Rechtsruck im europäischen Parlament zu kämpfen“, sagte Reintke. „Hass und Hetze“ gegen die Grünen seien in den vergangenen Monaten nochmal heftiger geworden. Davon will sich die Spitzenkandidatin aber „nicht einschüchtern lassen“. Ihre Partei rief sie zu Mut und Unerschrockenheit auf: „Lasst uns für eine freie und offene Gesellschaft kämpfen, in der niemand Angst hat.“

*AFP/sah

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