Kommentar: Muslim gendern

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In der ursprünglichen Version des Artikels Doppelwumms beim Berliner CSD: Bi+ Muslimin und trans Frau im Vorstand stand in der Überschrift das Wort „Muslima“. Ich gebe zu, dass mich meine altsprachliche Gymnasialzeit und das Latinum hier auf einen wohl denkfaulen Irrweg leiteten. 

Auf diesen machte mich CSD-Neuvorständin Seyran Ateş aufmerksam, als sie sehr freundlich und zurückhaltend eine Bitte um Änderung der Bezeichnung übermitteln ließ. Sie erklärt: 

Ich bin Muslimin. Wie Jüdin und Christin. Die Endung mit „a“ ist die arabische Endung. Sie wurde von orthodoxen und konservativen Muslimen eingeführt, um eine Sonderstellung zu markieren.“

Foto: Adam Berry / AFP

Selbstverständlich gehört es zu unseren redaktionellen Grundsätzen, dass wir der Selbstzuschreibung eines Menschen entsprechen. Das gilt hier genauso wie für Fälle, in denen wir versehentlich missgendert haben. Oder aber zum Beispiel für die Flexibilität im textlichen Umgang mit einer sich stetig entwickelnden, diversen trans Community.

Grundsätzlich empfehle ich allen, Schubladen immer ein Stück weit offen zu lassen. Sie mindestens aber niemals zu verschließen. Das macht das menschliche Miteinander wesentlich angenehmer und offener, als dogmatische Selbstgewissheit, die schon dem Worte nach maximal einem selbst Gewissheit bieten kann. 

Ähnlich scheint es auch Seyran Ateş zu sehen. Sie schrieb abschließend: 

Sprache und Begriffe sind ja unser tägliches Geschäft in der Community. So sieht es auch unter Musliminnen aus. Es gibt einige Presseartikel dazu. Ich will das niemandem aufdrücken. Wer Muslima genannt werden will, bitteschön. Es geht vor allem um die Integration in die richtige Sprache und Grammatik.“

So stressfrei sind gendern und woke“ Identitätssensibilität. *Christian Knuth

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