„Flieg, Gedanke auf Goldenen Schwingen“

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Foto: Gregory Batardon

Ohne Frage: Ein Höhepunkt der hiesigen Kulturszene sind die Internationalen Maifestspiele im Staatstheater Wiesbaden. Nationale und internationale Produktionen aus Oper, Schauspiel, Tanz und Performance sind zu Gast und geben einen breiten Überblick auf die aktuelle Kulturszene. Das Programm ist wie immer mit Highlights gespickt:

Das Koreanische Nationalballett tanzt in einer Neuinszenierung den Klassiker „Le Corsaire“, das Ballett du Grand Théâtre de Genève zeigt als Doppelabend Nijinskys „Faun“ in der Inszenierung des Direktors und Chefchoreografen Sidi Larbi Cherkaoui sowie das neue Stück „VÏA“ von Fouad Boussouf. Chris Jägers Choreografie „Sex mit Madonna“ thematisiert mit sechs Tänzer*innen und 100 Kilo Konfetti die Spannungen von Menschen mit bipolaren Störungen.

Auf der Konzertbühne gibt’s unter dem Titel „Big Brecht“ Hits von Bertolt Brecht im Big Band Sound von Constance Becker, Tilo Nest und der Fine Arts Big Band oder „Die Vier Jahreszeiten im Klimawandel“ mit dem Merlin Ensemble aus Wien.

Das Theaterstück „It’s Britney, Bitch“ von Lena Brasch und Sina Martens nimmt die tragische Geschichte der Popsängerin Britney Spears zum Anlass, das Verhältnis von Vätern zu Töchtern und Wahrheit und Wahrhaftigkeit im Pop-Business zu betrachten.

Foto: JR, Berliner Ensemble

Experimentelles bietet die Festivalsparte „IMF Freiräume“ mit verschiedenen Mitmach-Aktionen.

Die Oper zeigt natürlich Klassiker wie „Rigoletto“, „Tristan und Isolde“, den virtuosen „Polifemo“ von Nicola Antonio Porpora und eine konzertante Aufführung der bereits erwähnten Oper „Nabucco“. Die Entscheidung von Intendant Uwe Eric Laufenberg, dafür die umstrittene Operndiva Anna Netrebko einzuladen, überschattet die Maifestspiele nach wie vor: Das Engagement der Künstlerin, der eine Nähe zu Putin vorgeworfen wird, sorgte für Shitstorms im Internet. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein kündigte an, seine Schirmherrschaft für das Festival ruhen und den Vorempfang der Landesregierung ausfallen zu lassen. Die drei aus der Ukraine eingeladenen Ensembles sagten ihre geplanten Auftritte wegen Netrebko komplett ab; laut Laufenberg aufgrund politischen Drucks seitens der ukrainischen Regierung. Als Ersatz lud Laufenberg die russische Guerrilla-Polit-Punk-Combo „Pussy Riot" ein. Nachdem Pussy Riot die genauen Umstände ihrer Festivalteilnahme erfuhren, sagten sie allerdings auch ab.

An der Opernkasse wurde die Netrebko-Diskussion indes schnell beendet: Die Konzerte waren innerhalb kürzester Zeit komplett ausverkauft. Alle Macht dem Volk?

Als Auftaktveranstaltung zu den diesjährigen Maifestspielen lädt Intendant Uwe Eric Laufenberg am 30. April um 11 Uhr zur Podiumsdiskussion „Flieg, Gedanke auf Goldenen Schwingen“ im Theaterfoyer; zusammen mit Amnesty International wird über die aktuelle Lage der Meinungsfreiheit weltweit gesprochen – und wie Künstler*innen sich dafür einsetzen.

Zusätzlich wird am 24. Mai um 19:30 Uhr, dem ursprünglich geplanten Termin der Pussy Riot-Performance, nun ein Podiumsgespräch zur Menschenrechtssituation in Russland, Belarus und der Ukraine im Foyer des Staatstheaters stattfinden. Teilnehmende sind Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen: Segei Davidis und Elena Zhemkova von „Memorial“ aus Russland, Anastasia Vasilchuk von „Viasna“ aus Belarus und Nataliia Yashchuk vom „Center for Civil Liberties“ aus der Ukraine.

Der Eintritt zu den Podiumsdiskussionen ist frei!

30.4. – 31.5., Internationale Maifestspiele, Staatstheater Wiesbaden, Christian-Zais-Str. 3, Wiesbaden, www.staatstheater-wiesbaden.de/internationale-maifestspiele/


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