Nippon Connection: Egoist

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Foto: Panab Media

Vom 6. bis 11. Juni bringt das Nippon Connection Festival wieder aktuelle japanische (Kino-)kultur nach Frankfurt. Im Filmprogramm findet sich das Liebesdrama „Egoist“ von Regisseur Daishi Matsunaga.

Der in Tokyo erfolgreiche Moderedakteur Kosuke möchte mehr Sport treiben und engagiert auf Empfehlung eines Freundes den jungen Personal-Trainer Ryuta. Schon beim ersten Termin wird unverhohlen geflirtet und schnell verlieben sich die beiden ineinander. Doch Ryuta hat ein Geheimnis: Um sich zu finanzieren und seine alleinstehende Mutter zu unterstützen arbeitet er heimlich als Callboy; eine der wenigen Möglichkeiten für einen japanischen Schulabbrecher, ein gutes Gehalt zu verdienen. Als Job und Beziehung immer mehr in Widerspruch geraten, möchte Ryuta die Beziehung beenden. Kosuke macht ein Angebot: Er zahlt seinem Freund monatlich mit einem festen Betrag, damit dieser nicht mehr anschaffen gehen muss und einen „normalen“ Aushilfsjob annehmen kann. Nach einigem Zögern lässt Ryuta sich auf den Deal ein. Doch das Leben spielt manchmal nicht so, wie man es geplant hat …

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Regisseur Daishi Matsunaga setzt in „Egoist“ den Fokus bewusst nicht auf die allgemeinen Probleme queerer Menschen in der japanischen Gesellschaft: „2011 habe ich meinen ersten Film gemacht, einen Dokumentarfilm, für den ich zuvor 10 Jahre lang einen schwulen Freund begleitet habe“, erklärt Matsunaga in einem Statement.

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„Seitdem hat sich das generelle Verständnis für Homosexualität in der japanischen Gesellschaft kaum weiterentwickelt“. Daishi Matsunaga thematisiert daher in seinem Film vielmehr die Vielschichtigkeit der Liebe, aber auch den Schmerz des Verlassenwerdens. Die Liebe in „Egoist“ basiert nicht nur auf sexueller Anziehungskraft, auch Ryutas Aufopferung für seine Mutter berührt Kosuke tief. Er selbst ist nie über den Tod seiner Mutter hinweggekommen und bekommt nun die Chance, sein Trauma zu heilen. Meint man, in der finanziellen Vereinbarung zwischen Kosuke und Ryuta ein Ungleichgewicht in der Beziehung zu ahnen, liegt man auch falsch. Der Film nimmt im letzten Drittel eine unverhoffte Wendung, mit der einfühlsam und anrührend gezeigt wird, wie Liebe zwischen zwei Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht und gesellschaftlichen Normen existiert.

6. – 11.6., Nippon Connection, Festivalzentrum Naxos Halle, Waldschmidtstr. 19, Frankfurt, Infos und Timetable über www.nipponconnection.com

Egoist“ am 8.6. um 19:15 Uhr im Mousonturm und am 9.6. um 17:30 Uhr im Eldorado Arthouse Kino

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