Nippon Connection: Queer in Japan

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Foto: NC22 Cinema

Das Festival für aktuelle japanische Filmkultur steigt vom 24. bis 29. Mai in Frankfurt – diesmal wieder mit echten Kinovorführungen in verschiedenen Frankfurter Kinos; die Festivalzentrale mit einem zusätzlich abwechslungsreichen Kulturprogramm ist wie immer der Mousonturm.

Foto: NC22 Cinema

Im Programm finden sich auch queere Themen, zum Beispiel das schwule Coming-out Drama „What she likes“ von Shongo Kusano: Jun ist schwul. Sein inneres Coming-out hatte der introvertierte Teenager schon längst, allerdings weiß niemand um sein Geheimnis: „Distanz bringt Sicherheit“ lautet einer seiner strengen Vorsätze, um sich zu verstecken. Mit seinem „Boyfriend“ trifft er sich heimlich – offiziell lebt dieser mit Frau und Kind nach heteronormativen Standards. Kontakt zu anderen Schwulen hat Jun nur über Internet-Chats. Als Jun zufällig in einem Buchladen über seine Mitschülerin Sae stolpert, offenbart sie ihm eher unfreiwillig eine eigenartige Leidenschaft: Sie schwärmt für schwul-erotische Mangas und träumt sich in eine homosexuelle Fantasiewelt, ohne jemals einen „echten“ Schwulen getroffen zu haben. Jun ist fasziniert und wähnt in Sae eine Verbündete. Und Sae hegt Gefühle für Jun. Ohne zu ahnen, dass Jun schwul ist, gesteht sie ihm ihre Liebe und Jun lässt sich auf eine Beziehung ein – nicht nur, weil er sie mag, sondern auch, um seine Kumpels zufrieden zu stellen. Das geht nicht lange gut …

Eindringlich und gefühlvoll beschreibt Regisseur Shongo Kusano, wie Jugendliche mit ihren Sturm-und-Drang-Gefühlen in der konservativen japanischen Gesellschaft jonglieren müssen, um wieviel schwieriger sich hier ein Coming-out gestaltet und welches Maß an Eigenkontrolle, Distanzierung und Selbstunterdrückung nötig sind, um bloß nicht unangenehm aufzufallen.

Obwohl es dabei zu dramatischen Szenen kommt und sogar das versöhnliche Ende eine bittersüße Note enthält, ist „What she likes“ kein bedrückender Film. Das liegt vor allem daran, dass Jun und Sae selbstbewusst über sich selbst hinauswachsen und der Film ein starkes Plädoyer für die Liebe ist.

Weitere Tipps:

„Angry Son”, ein Coming-of-Age-Drama, in dem Regisseur Kasho Iizuka auch einen Blick auch eine Bevölkerungsgruppe wirft, die im japanischen Kino oft übersehen wird: Jun hat’s doppelt schwer, als schwuler Teenager und „Jappino“, halb Filipino, halb Japaner, ist er in der japanischen Gesellschaft nicht hoch angesehen. Seine Eltern sind geschieden, und als Juns philippinische Mutter ihren neuen, etwas zwielichtig wirkenden Freund vorstellt, reißt Jun aus und macht sich auf die Suche nach seinem leiblichen Vater, den er nie kennengelernt hat.

Foto: 2022 LesPros entertainment

„Blacklight“ ist das Regiedebüt des Schauspielers Ren Sudo, in dem er auch die Hauptrolle spielt. Akira, der in Tokio studiert, lädt seinen Kommilitonen Yoshioka in den Ferien zu sich nach Hause ans Meer. Auch zwei Schulfreundinnen werden eingeladen – keine gute Idee, denn Akira merkt schnell, dass er lieber mit Yoshioka allein wäre. Ein Film, in dem Licht und Schatten mehr sagen als 1.000 Worte, und mit dem Ren Sudo beweist, dass er eines der vielversprechenden Nachwuchstalente des japanischen Independentkinos ist.

Foto: 2021『逆光』FILM

„Let me hear it barefoot“ von der 27-jährigen Regisseurin Riho Kudo, lernt Naomi im Schwimmbad den jungen Maki kennen. Die beiden freunden sich an, und Naomi lernt dabei auch Makis blinde Oma Midori kennen, die Naomi gleich ins Herz schließt. Die alte Dame träumt vom Reisen, doch als sie ins Krankenhaus kommt, entschließen Naomi und Maki, dass die ferne Welt an Midoris Krankenbett kommen muss – in Form von fiktiven Reise-Hörspielen, die Maki und Naomi in ihrer unmittelbaren Umgebung erstellen. Dabei kommen sich die beiden Männer näher und finden sich zunehmend mehr als bloß sympathisch; doch ihre Zuneigung können sie sich nur in albernen Rangeleien zeigen.

Foto: PFF Partners

24. – 29.5., Nippon Connection Filmfestival, Festivalzentrum Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Frankfurt. Die Filme werden außerdem in verschiedenen Frankfurter Kinos gezeigt, vom 30.5. bis 6.6. sind ausgewählte Filme nachträglich als Nippon Connection on Demand verfügbar, www.NipponConnection.com


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