Für den 9. Februar hatte der russische LGBTIQ*-Aktivist Nikolay Alekseev in dem nordwestrussischen Dorf Teriberka eine Gay-Pride-Demo angemeldet. Jetzt wurde sie von den örtlichen Behörden untersagt. Wegen Sturmgefahr. Dabei sagen Meteorologen lediglich leichte Böen voraus. Alekseev will gerichtlich gegen das Verbot vorgehen.
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Nikolai Alexeyev
Schnee ja, aber Sturm? LGBTIQ*-Aktivist Nikolay Alekseev misstraut der Absage seiner Pride-Demo in Teriberka. Er vermutet, dass Russlands Anti-Homopropagandagesetz dahintersteckt. Dieses Bild zeigt Alekseev im nordwestrussischen Syasstroy.
„So eine Antwort habe ich noch nie bekommen“, sagte Nikolay Alekseev gegenüber der Moscow Times, nachdem ihm die Behörden von Teriberka letzte Woche schriftlich mitgeteilt hatten, dass seine Gay-Pride-Demo am 9. Februar nicht stattfinden könne, weil Sturmböen und niedrige Temperaturen „die Gesundheit der Bürger und der Teilnehmer Ihrer Veranstaltung gefährden könnten“. Was auf den ersten Blick nach einer plausiblen und umsichtigen Maßnahme klingt, wird beim Blick auf die Wetterprognosen für den 9. Februar zur Farce. Die Temperaturen sind mit Werten um die Minus 10 Grad zwar durchaus niedrig (aber das ist in der Nordpolarregion am Barentsee, in der Teriberka liegt, zu dieser Jahreszeit Standard), ansonsten sind lediglich lockere Wolken und gemäßigte Winde angekündigt.
Die Veranstaltung in Teriberka sollte Teil einer LGBTIQ*-Demoserie werden, die Nikolay Alekseev für 185 russische Ortschaften geplant hat. Er ist es gewohnt, Absagen zu erhalten. Allerdings werden sie normalerweise mit den russischen Homopropagandagesetzen begründet. Der Aktivist reagiert auf das Schreiben der Politiker aus Teriberka somit mit einem bissigen: „Sind sie jetzt auch noch Meteorologen?“ Er hat angekündigt, gerichtlich gegen das Verbot vorzugehen. „Wenn's sein muss, bringen wir die Angelegenheit vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte“, sagte Alekseev zur Moscow Times. Mit derartigen Prozessen kennt sich der Aktivist aus. Im Oktober 2010 erwirkte er in Straßburg das erste Grundsatzurteil, das Russlands Verbote von Gay-Pride-Paraden in Moskau für rechtswidrig erklärte.
Alekseev 2018
Nikolay Alekseev sammelt die News-Berichte über die Absage seiner Pride-Demo in Teriberka auf seiner Twitter-Seite