Mit Pascal Erlachner hat sich am Wochenende der erste Profi-Schiedsrichter der Schweizer Super League als schwul geoutet. Erlachner will mit seinem Bekenntnis jungen Spielern und Schiedsrichtern Mut machen. Die Reaktionen auf diesen Schritt sind gespalten.
Pascal Erlachner Coming-out
Im TV-Interview mit dem SFR bekräftigte Erlachner die Motivation hinter seinem Coming-out: „Mutig zu sein und jungen Spielern vorzuzeigen, diesen Weg zu gehen – das ist mein Hauptziel.“
In dem Interview, das im Sportteil des „SonntagsBlick“ erschien, erzählt der 37-Jährige Erlachner sehr persönlich und ausführlich über den Umgang mit seiner Homosexualität in der Fußballwelt - auch dass er selber lange bei schwulenfeindlichen Witzen mitgelacht habe, um nicht aufzufallen. Dass er sich jetzt zu dem öffentlichen Bekenntnis zu seiner Homosexualität durchringen konnte, begründet er so: „Weil für mich persönlich und mein nächstes Umfeld meine Homosexualität mittlerweile normal ist. Ich bin gefestigt, habe eine tolle Beziehung, eine tolle Familie".
Er gehe davon aus, dass auch der Schweizerische Fußballverband weiterhin hinter ihm stehen und ihn bei wichtigen Spielen einsetzen werde. Schiedsrichterchef Cyril Zimmermann reagierte allerdings verhalten: „Persönlich finde ich das Outing gut“, wird er in verschiedenen Schweizer Medien zitiert. „In meiner offiziellen Position verfolge ich es aber auch kritisch, weil ich nicht weiß, ob das Fussballgeschäft dafür bereit ist. Die Reaktionen sind nicht absehbar.“ Tatsächlich kommen Reaktionen bisher vor allem aus den Zirkeln der Fans und Sportjournalisten, während sich Fußballfunktionäre bedeckt halten. Obendrein soll der Schweizerische Fußballverband veranlasst haben, dass eine TV-Doku über Erlachner und seinen Umgang mit dem Schwulsein im Profisport am Anfang der Winterpause gesendet wird, damit der mögliche Trubel bis zum Start der Rückrunde verflogen ist. Die Doku läuft am 21. Dezember auf SFR 1.
Erlachner dürften solche Bedenken inzwischen egal sein. Sein Coming-out war ein wohl überlegter Schritt, der auf seine eigene Initiative hin passierte. Der Schiedsrichter will mit seinem Coming-out jungen Sportlern und Schiedsrichtern Mut machen und zeigen, dass man auch im Profisport offen schwul sein kann. Hoffentlich behält er Recht.
Regenbogenfamilien Erlachner
Das Schweizer Regenbogenfamilien-Bündnis freut sich über das Outing des Profischiris.
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„Wir sagen BRAVO“, heißt es beim Fanradio des Berner BSC.
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Sportjournalist Oliver Zesiger spricht den Kern des Problems an: „Sowas sollte im Jahr 2017 wirklich keine Schlagzeile mehr sein. Aber das ist halt Fußball, ‚wo keiner schwul ist‘.“
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Onur Ogul von der Schweizer Illustrierten applaudierte dem Coming-out und machte Andeutungen über heimliche Homos im Spitzenfußball.
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Fußball-Blogger Robbéryblog bezeichnet den Beifall der Medien für das Coming-out als „verlogen“.
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Die deutsche IG Schiedsrichter enhält sich eines Kommentars, vermeldet die Nachricht, dass Erlachner eine Diskussion auslösen wolle, aber immerhin auf Twitter.
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Auch die Wutbürgerfront schweigt nicht zum Coming-out des Schiris. „Karl Müller“, selbsternannter Kämpfer „gegen Diskriminierung von Männern durch den feministischen Mainstream“ leugnet das Tabu der Homosexualität im Profisport.
Erlachner 3
TV-Journalist Olivier Borer nutzte die Schlagzeilenwelle für einen Sendehinweis für seine Doku über Erlachner und dessen Umgang mit seiner Homosexualität. Sie läuft am 21. Dezember im SFR1.