Premiere: Erster US-Präsident feiert Trans*-Sichtbarkeit

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Joe Biden wurde der erste US-Präsident, der offiziell den Trans Day of Visibility beging. Er rief alle Amerikaner*innen auf, sich dem Kampf für Transrechte anzuschließen. Besonders signifikant wird dieser Schritt angesichts der seit Jahren steigenden Gewalt gegen trans* Personen in den USA und kürzlich erfolgter, neuer Attacken seitens der Republikaner auf trans* Jugendliche.

Der neue US-Präsident Joe Biden schrieb am Mittwoch, 31. März 2021 Geschichte – er wurde der erste Inhaber des Amtes, der den Tag offiziell zum Trans Day of Visibility erklärte, also zum Internationalen Tag der Sichtbarkeit für Transgeschlechtliche Menschen. Zu diesem Anlass verschickte er eine präsidiale Proklamation, mit der er „die Errungenschaften und die Widerstandsfähigkeit von Transgender-Personen und -Gemeinschaften ehrt und feiert“.

„Hiermit erkläre ich, JOSEPH R. BIDEN JR., Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, kraft der mir durch die Verfassung und die Gesetze der Vereinigten Staaten verliehenen Autorität, den 31. März 2021 zum Tag der Sichtbarkeit von Transgendern. Ich rufe alle Amerikaner auf, sich dem Kampf für die volle Gleichberechtigung aller Transgender-Menschen anzuschließen.“


In der Proklamation dankte Biden den mutigen trans* Aktivist*innen, deren bahnbrechende Arbeit unzähligen Transgender-Personen den Mut gegegben habe, offen und authentisch zu leben. Dieser hart erkämpfte Fortschritt forme eine zunehmend akzeptierende Welt, in der mittlerweile Gleichaltige in der Schule, Teamkollegen und Trainer auf dem Spielfeld, Kollegen am Arbeitsplatz und Verbündete in jeder Ecke der Gesellschaft in Unterstützung und Solidarität mit der Transgender-Community stünden, so Biden. Sein eigener solidarischer Schritt erntete von nationalen und internationalen LGBTIQ*-Interessengruppen viel Beifall.


Aber: Es gibt noch viel zu tun  

Biden selbst unterzeichnete an seinem ersten Tag im Amt eine Verordnung, die Queers vor Diskriminierung schützt (wir berichteten), Ende Januar hob er per Erlass ein von Trump verabschiedetes Gesetz auf, das Transgender aus dem Militärdienst verbannte (wir berichteten). Der Präsident betonte in seinem Schreiben jedoch, dass der Weg zur vollständigen Gleichberechtigung und Akzeptanz noch ein sehr langer sei:

„Trotz unserer Fortschritte bei der Förderung der Bürgerrechte für LGBTQ+-Amerikaner stehen zu viele Transgender-Menschen - Erwachsene und Jugendliche gleichermaßen - immer noch vor systemischen Barrieren für Freiheit und Gleichheit.“

Foto: Tom Wolf / Flickr /CC BY 2.0 / wikimedia

Der International Transgender Day of Visibilty wird seit dem Jahr 2009 gefeiert, initiiert wurde er von Rachel Crandall, die kritisierte, dass es einen Mangel an Sichtbarkeit von trans* Menschen gäbe, auch innerhalb der Queercommunity. Damals war Barack Obama im Amt, danach besetzte Donald Trump den Posten für vier Jahre. Dieses Jahr wird der Tag zum 13. Mal gefeiert. Weder Obama noch Trump begingen den Tag offiziell. Bidens Schritt gewinnt noch an Bedeutung, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass besonders in den letzten Jahren die Rechte der Trans*Community weltweit in den Fokus gerückt wurden – von Politikern und sogar ganzen Regierungen missbraucht und instrumentalisiert, um ihr Volk unter dem Vorwand, Familienrechte zu schützen, gegen Minderheiten aufzuhetzen.

Zudem nahm weltweit – besonders auch in den USA – die Gewalt gegen trans* Menschen stetig zu (wir berichteten). Außerdem versuchten Republikaner mit neuen Attacken gegen die Community in den letzten Wochen erfolgreich, die Möglichkeiten der Gesundheitsversorgung für trans* Jugendliche weiter einzuschränken ebenso wie die Sportarten, die sie in der Schule spielen dürfen. Zwei neue Gesetze in Mississippi und Missouri sollen ermöglichen, Mädchen nach ihren Genitalien zu fragen, bevor sie am Schulsport teilnehmen können (wir berichteten).


Nächster Schritt: Equality Act

Foto: Gage Skidmore / CC BY-SA 2.0 / wikimedia.org

Der amtierende US-Präsident machte deutlich, dass das Gleichstellungsgesetz, der so genannte Equality Act, unbedingt verabschiedet werden müsse, um die Bürgerrechte von Transgender-Amerikaner*innen besser zu schützen und den längst überfälligen Schutz der Bürgerrechte auf Bundesebene auf der Grundlage der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität zu gewährleisten. Das Repräsentantenhaus verabschiedete den Gesetzesentwurf im letzten Monat, nun entscheidet der Senat (wir berichteten). Aktuellen Umfragen zufolge ist die Zustimmung für das Gesetz in der US-Bevölkerung so hoch wie nie zuvor (wir berichteten).

Biden schrieb in seiner Proklamation:

„Das Gleichstellungsgesetz wird rechtlichen Schutz für LGBTQ* Amerikaner*innen in unseren Wohnungs-, Bildungs-, öffentlichen Dienstleistungen und Kreditsystemen bieten. Es wird als ein dauerhaftes Vermächtnis für den Mut und die Tapferkeit der LGBTQ+ Bewegung dienen.“  

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