Jüngste Entwicklungen zeigen, dass einmal Gewonnenes jederzeit wieder genommen werden kann und dass das Erstarken der Rechten und aktuelle Krisen auch und im Besonderen die Lebensrealitäten von queeren Menschen betreffen. So präsentiert sich die Queer Week 2024 mit künstlerischen Perspektiven zwischen Performance, Ausstellung, Musik, Lesung und Film. Das Programm thematisiert den Verlust und die Trauer von queeren Körpern, beleuchtet kritische Kunst in Zeiten von Krieg und staatlicher Kontrolle, zeigt den gesellschaftlichen und familiären Druck sowie innere Konflikte auf und erkundet gleichzeitig die Möglichkeiten des Zusammenhalts innerhalb der queeren Gemeinschaft.
The only cure for grief is grieving – und das gelingt am besten, wenn man sich gegenseitig hält.
Vier Tage lang untersucht die Ausstellung hold me grieving Trauerprozesse: von persönlicher Trauer über globale Trauer bis hin zu transzendentaler Trauer aus queeren Perspektiven. Die Ausstellung trauert um queere Identitäten, die durch die herrschenden Machtverhältnisse oder durch eine einseitige Geschichtsschreibung unsichtbar gemacht wurden. Gleichzeitig holen uns die Arbeiten in die Gegenwart und beleuchten aktuelle Entwicklungen in Ghana und Uganda, Länder, wo kürzlich homophobe Gesetze erlassen wurden.
Das Theaterstück Fucking Truffaut von Bliadski Circus Queelective richtet den Blick auf den Krieg in der Ukraine und schaltet die ukrainische queere Künstlerin und trans Soldatin Antonina Romanova über das Internet zu. Ist kritische Kunst möglich in Zeiten, in denen die gesamte Kultur auf eine Propagandaschiene gebracht wurde? Wie kann man dem Kreislauf der Reproduktion des künstlerischen militaristischen Diskurses entkommen? Braucht die Gesellschaft das Theater, wenn Kamikaze-Drohnen über unsere Köpfe hinwegfliegen?
Foto: Lola Gomez Castello
Gorki - Mourning Stage
Mourning Stage
Mourning Stage von Simon(e) Jaikiriuma Paetau und Carlos Motta ist eine rituelle Performance, bei welcher der Körper, fetischisiert und kolonialisiert durch die Moral, betrauert wird.
Für Leichtigkeit zwischen all den thematischen Tiefgängen sorgt u.a. Fayim, ein Singer-Songwriter, der Einflüsse aus R&B, Pop, Soul, Gospel, Jazz und seiner prägenden Inspiration, die verstorbene Schwarze Aktivistin May Ayim, vereint. Er gehört zu einer neuen Generation von Artists, die Pop Kultur und Storytelling erfolgreich vereinen. Da Karaoke mehr ist als nur einen Song zu singen; nämlich auch Therapie für die Seele, ein Weg zur Heilung und zur Bewältigung, präsentiert Yeşim Duman im Rahmen der Queer Week die Karaokee<3break-Edition. Mit dabei sind Olympia Bukkakis, der »Architektin des ewigen Leidens« und Oozing Gloop, die erste autistische, grüne Dragqueen der Welt. Den Emotionen freien Lauf lassen, ist auch in Sherryaeri’s Partyreihe Rage’n’Bounce möglich: Rap, Bass, Punk und Livemusik verschmelzen zu einer intensiven Tanzfläche, wo feministische Wut ihren Raum finden kann.
Foto: Simona Bednarek
Gorki - Rage'N' Bounce
Rage'N'Bounce
Außerdem gibt es mit der Lesung von Ozan Zakariya Keskinkılıçs Lyrikdebüt Prinzenbad, dem Film Bu Ben Değilim (This is Not Me) und dem Talk Back and Force. Queer Identities in global struggle viel weiteren Gesprächs- und Denkstoff.