Wenn ein deutscher Politiker ausnahmslos perfekt sitzende Anzüge trägt und auch noch smart auftritt, honorieren wir das. Maas zeigt Haltung, nicht nur politisch. Möge sein Beispiel im Bundestag Schule machen." So begründet die GQ ihre Wahl des 49-jährigen Bundesministers der Justiz und für Verbraucherschutz zum bestangezogenen Mann des Jahres 2016. Wir haben da Einwände.
Keine Frage. Positiv aufgefallen ist uns als Fachblatt für Mode und guten Geschmack Herr Maas natürlich auch schon. Beim Thema Haltung allerdings, kommt dann aber auch unser vielleicht stärker als bei der GQ-Redaktion ausgeprägtes, politisches Gespür und klopft dringlich. Haltung hat er. Durchaus. Aber er schluckte bisher auch fast jede Kröte, die ihm die große Koalition vorsetzte: Vorratsdateinspeicherung (180°-Wende), Ehe für Alle und Grundgesetzänderung (hier war er viel zu lange unentschlossen) und dann das Gesetz zur Bereinigung des Rechts der Lebenspartner, das nicht mal 50 % der bestehenden Benachteiligungen beseitigte,
Aber zurück zu Haltung. Ja, keiner wie Maas kann trotz solcher gegen die eigene Überzeugung stehenden Kröten so aufrecht vor die Kameras treten und einerseits die Entscheidungen verteidigen und trotzdem mit jedem Augenzwinkern und Gesichtskneifen zu erkennen geben, dass er nicht zufrieden ist. Smart nennt die GQ das. Wir nennen es aber auch bewundernswert biegsam. Zugegeben immer mit Stil.
Insofern: Haltung ja, aber mehr Rückgrat wäre noch wünschenswert. Koalitionszwänge hin oder her! Dann würden wir der GQ-Begründung vollumfänglich zustimmen. ck