Große Koalition? Das kann Berlin größer. Die queeren Vertreter aller Parteien (mit Ausnahme der Piraten) haben sich in einem offenen Brief an den Berliner CSD e.V. gewandt und fordern eine demokratische Meinungsbildung über die Zukunft des Demonstrationszuges.
In dem Schreiben wiederholen die Parteiverbände die am Wochenende in der B.Z. und am Montag unter anderem bei blu.fm (siehe unten) formulierte Kritik daran, dass der CSDVerein die Umbenennung der politischen Parade in einem undurchsichtigen Hauruck-Verfahren durchzusetzen versuche. Die Arbeitsgemeinschaft Lesben und Schwule in der Berliner SPD (Schwusos Berlin), der Arbeitskreis Lesben und Schwule in der Union - (LSU Berlin), die Landesarbeitsgemeinschaft DIE LINKE. queer Berlin-Brandenburg, die Landesarbeitsgemeinschaft QueerGrün Berlin sowie die Liberalen Schwule und Lesben (LiSL) fordern den Vereinsvorstand des Berliner CSD e.V. zu einer öffentlichen Diskussion und einer Entscheidungsfindung unter Teilhabe aller relevanten gesellschaftlichen Gruppen auf.
Eine solche breite politische Initiative über Parteigrenzen hinweg dürfte in der gesamten bundesdeutschen CSD-Geschichte einmalig sein. ck
DOKUMENTATION
Offener Brief: Berliner CSD e.V. lässt Community außen vor Diskutieren. Entscheiden. Verändern.
Berlin, den 12. Februar 2014
An den Vorstand des Berliner CSD e. V.
Der Berliner Christopher Street Day hat national und international eine große Bedeutung und Strahlkraft. Wir begrüßen es grundsätzlich, dass der Berliner CSD e.V. den Gedanken Back To The Roots in diesem Jahr aufgreifen will, denn in 35 Jahren hat sich der CSD stetig mit der Community weiter entwickelt. Er ist zum Symbol der öffentlichen Demonstration für gleiche Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender-, trans- und intergeschlechtlichen Menschen geworden.
Als queerpolitische Vertreter_innen der demokratischen Parteien haben wir in den letzten Jahren im Rahmen des CSD und der Pride Week für die Rechte der Community mit demonstriert.
Wir sind der Meinung, dass die zukünftige Weiterentwicklung des Christopher Street Day von der gesamten Community getragen werden muss. Deshalb sind wir irritiert über den Prozess, der zum Beschluss des Berliner CSD e. V. geführt hat, den Demonstrationszug in Stonewall Parade umzubenennen.
Ein bereits intern vorbereiteter Beschluss, der kurzfristig und nur formal innerhalb einer Sitzung eingebracht und abgestimmt wurde, ohne die Community und die beteiligten Vereine, Verbände und Parteien in den Entstehungsprozess einzubeziehen, ist unzureichend. Ein kleines Gremium entscheidet über die Namensänderung einer Gemeingutveranstaltung, mit der sich Hundertausende identifizieren?
Wir sagen Nein und fordern den Vorstand des Berliner CSD e. V. auf, unverzüglich eine öffentliche Diskussion einzuleiten und damit die endgültige Entscheidung über die Zukunft des CSD in einem demokratischen Prozess und unter Einbeziehung aller CSD- Vereinsmitglieder, anderer beteiligter Vereine und Organisationen sowie Parteien von der und für die gesamte(n) Queer-Community abhängig zu machen.