Sie kämpfen gegen Ungerechtigkeit – und für ihren Lehrer. Schüler*innen der privaten Valor Christian High School in Denver, Colorado, protestierten diese Woche gegen Anti-LGBTIQ*-Diskriminierung an ihrer Schule. Zuvor hatte die Entlassung des offen schwulen Volleyballcoaches Inoke Tonga international für Aufsehen gesorgt.
Was war passiert? Inoke Tonga hatte zuvor seinen Job als Volleyballcoach an der christlichen Valor Privatschule verloren. Anschließend klagte er in sozialen Medien sein Leid: Die Schule habe ihn zum Rücktritt gezwungen, nachdem leitende Beamte von seiner Sexualität erfuhren. Tonga wurde gehört: Sein Post erhielt diese Woche international große Aufmerksamkeit und viel Anteilnahme. Der Fall rückte die Zustände an der Privatschule ins Licht der Öffentlichkeit – seine Schüler*innen fordern nun dringend Veränderungen an ihrer High School.
Schüler*innen verlassen aus Protest den Unterricht
In sozialen Medien überrollte Inoke Tonga auf seinen Post hin eine Welle der öffentlichen Unterstützung. Aber auch offline stellten sich Menschen hinter ihn: Rund 50 Schüler*innen der Privatschule, die Tonga entlassen hatte, protestierten am Dienstag, den 24. August, gegen die diskriminierende Schulpolitik, indem sie kollektiv den Unterricht verließen. Zweck des Protestes sei gewesen, „alle LGBT+-Schüler zu unterstützen und der Schulleitung zu zeigen, dass Diskriminierung und Bigotterie nicht toleriert werden“, erklärten die Demonstrierenden in einem Post in sozialen Medien.
Die Demonstrierenden marschieren aus der Schule
Danach versammelten sie sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Schule und hielten eine Kundgebung ab. Die Schüler*innen hielten Schilder mit den Aufschriften „Schulen mit Qualität fürchten keine Gleichheit“ und „Liebe deinen Nächsten“ hoch, als sie aus der Schule marschierten, so die Zeitung Denver Post. Das stieß laut der Redaktion nicht auf Befürwortung der Verantwortlichen: Sie berichtet, das Wartungspersonal der Schule hätte in der Nähe Laubbläser eingesetzt, um die durch ein Megafon sprechenden Teenager zu übertönen.
Die 16-jährige Lucy Sarkissian, die den Protest mitorganisiert hatte, sagte ihren Mitdemonstranten im Rahmen der Kundgebung, dass die offensichtliche Entscheidung der Schule, das Christentum „als Deckmantel für Bigotterie“ zu benutzen, nicht toleriert werden könne. Sie bezeichnete das Vorgehen der Schule als „widerlich“ und fügte hinzu, dass die Diskriminierung von LGBT+ Menschen „nicht christlich“ sei.
„Wir werden das nicht hinnehmen. Wir werden eure Bigotterie nicht vergessen. Wir werden nicht länger schweigen.“
Die Schülerin sprach auch von weiteren Beispielen für Anti-LGBTIQ*-Diskriminierung an der Valor Christian High School. So sei sie einmal Zeugin geworden, wie ein Lehrer sich weigerte, die korrekten Pronomen und den Namen eines trans* Schülers zu verwenden. Laut CBS Denver nahm ein trans* Schüler auch an der Demonstration teil – ob es sich um denselben Jungen handelt, ist nicht bekannt. Er erzählte der Nachrichtenagentur, dass das Schulpersonal ihn nach seinem Coming-out zu einem Treffen bat und ihm sagte, dass er sich weiblich präsentieren müsse, wenn er künftig an der Schule bleiben wolle.
Schule weist Vorwürfe von sich
In seinem Post erklärte Coach Tonga, man habe ihn vor die Wahl gestellt: Entweder er verleugne seine Homosexualität und präsentiere sich als heterosexueller Mann, oder er lebe weiterhin offen schwul – in diesem Fall jedoch müsse er die Schule verlassen. Unter Tränen, aber erhobenen Hauptes, habe er den Raum schließlich verlassen – weil er seine Identität als schwuler Mann niemals aufgeben könnte, so Tonga. Er schrieb:
„Ich saß anderthalb Stunden lang in diesem Raum und wurde von Männern herabgesetzt, die nichts darüber wussten, wer ich bin, was ich im Leben getan habe, welche Hindernisse ich überwunden habe, wie ich die heilige Schrift verstehe und vor allem, wie sehr ich meinen Retter und Herrn, Gott, liebe.“
Inoke Tonga
Nachdem der Post des Trainers international große Beachtung hervorrief, dürfte die Schule sich bedrängt gesehen haben – sie gab eine Gegendarstellung bekannt, in der die Leitung der Schule dem ehemaligen Angestellten widersprach. Tonga habe die „Überzeugungen und Werte“ der Schule nicht unterstützt, die Angelegenheit an sich aber „falsch dargestellt“. In einer Erklärung sagte ein Sprecher von Valor, die Schule verlange von ihren Mitarbeiter*innen, Lehrkräften und ehrenamtlichen Leiter*innen...
„...dass sie mit den christlichen Überzeugungen von Valor, die in unserem Glaubensbekenntnis und in anderen Richtlinien dargelegt sind, übereinstimmen und in Harmonie mit diesen Überzeugungen leben.“
Die Leitung sei auf ein Facebook-Posting von Inoke aufmerksam geworden, das darauf hindeutete, dass er die Überzeugungen von Valor in Bezug auf Sexualität und Ehe nicht unterstütze. Der Campus-Pastor und der sportliche Leiter der christlichen Privatschule hätten daraufhin ein Gespräch mit dem Ex-Trainer begonnen, um diese Angelegenheit weiter zu untersuchen. Nach diesem Gespräch habe Inoke eine Erklärung abgegeben, in der er zu dem Schluss kam, dass er die Überzeugungen von Valor nicht unterstütze, und um Entlassung bat. Die Schule habe Tonga auf Grundlage dieser Schlussfolgerung lediglich zugestimmt, dass eine Trennung im besten Sinne der Beteiligten sei.
Weitere Vorwürfe gegen die Privatschule
Inzwischen meldete sich auf Instagram die ehemalige Lacrosse-Trainerin der Schule, Lauren Benner, zu Wort. Auch sie sei homosexuell, auch sie deshalb von der Leitung der Schule aus ihrem Job gedrängt worden. Sie dankte Tonga dafür, dass er seine Geschichte erzählte, und sagte, ihr Herz sei „in Millionen Stücke zerbrochen“, als sie von seinem Schicksal hörte. Sie halte es daher für wichtig, nicht länger zu schweigen und ihre Erfahrung ebenfalls zu teilen, so Benner.
„Während ich dies schreibe, bin ich besorgt und weine, aber es ist klar, dass so viele andere LGBTQ+ Valor-Mitarbeiter und -Schüler wissen müssen, dass sie nicht allein sind.“