Als am 29. März 2014 um null Uhr das britische Gesetz zur Homo-Ehe in Kraft trat, wollten Andrew Wale und Neil Allard keine Zeit verlieren. Kurz nach Mitternacht, als der historische Marriage (Same Sex Couples) Act 2013 in Kraft trat, gaben sich die beiden das Jawort.
Als am Freitag vor 10 Jahren die gleichgeschlechtliche Ehe in England und Wales legal wurde, hätten die Briten Neil Allard und Andrew Wale nicht schneller heiraten können. Das Paar, heute weit in ihren Fünfzigern, heiratete am 29. März 2014 genau um Mitternacht, als der historische Marriage (Same Sex Couples) Act 2013 in England, Wales und Schottland in Kraft trat. „Es war fantastisch“, erinnert sich Wale an seine Hochzeit und zugleich an den Meilenstein für die Rechte von Homosexuellen. Die ersten homosexuellen Eheschließungen in Schottland fanden einige Monate später im Dezember 2014 statt.
„Die meiste Zeit unseres Lebens hätten wir uns wohl nicht einmal träumen lassen, dass wir einmal heiraten könnten“, sagte Wale in einem Interview mit AFP. Allard (58) und Wale (59) wurden zu einem der ersten Paare, die in Großbritannien heiraten konnten und Vorreiter für Zehntausende nach ihnen. Heute leben in England und Wales rund 167.000 Menschen in gleichgeschlechtlichen Ehen.
Hochzeit im Pavillon aus dem 19. Jahrhundert
Die Gemeinde Brighton an der englischen Südküste hatte auf Facebook dazu aufgerufen, sich für die besondere Ehre zu bewerben, im Musikzimmer des prächtigen Royal Pavillon im Seebad Brighton zu heiraten. Wale gewann den Wettbewerb. „Wir wollten unbedingt die Ersten sein, denn an diesem Tag heirateten drei andere Paare um Mitternacht“, erinnert sich Wale.
„Ich weiß nicht, ob wir tatsächlich die Ersten waren“, so Wale, aber irgendjemand hielt den „Finger auf den Computertasten; bereit, die Ehe zu registrieren“. Allard erinnert sich daran, dass es draußen sehr laut war. Das Paar war etwas nervös, da sie nicht sicher waren, ob es sich um Befürworter*innen oder Gegner*innen der gleichgeschlechtlichen Ehe handelte. „Wir wussten nicht, was passierte, aber da es live im Fernsehen übertragen wurde, stand eine Menschenmenge vor dem Pavillon, um uns zuzujubeln“, so Allard. Wale erzählt von Hunderten „wirklich begeisterten“ jungen Menschen, die klatschten und ihnen zujubelten.
Rechtliche Absicherung
Gegen teils heftigen Widerstand verabschiedete die liberalkonservative Regierung von Premier David Cameron 2013 das Gesetz zur Ehegleichstellung in England, Wales und Schottland (Nordirland folgte 2020). Cameron bezeichnete das Gesetz später als einen der stolzesten Momente seiner Amtszeit. In Deutschland sollte es noch weitere vier Jahre dauern, bis am 1. Oktober 2017 trat das „Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts“ vom 20.07.2017 in Kraft trat.
„Einige von ihnen bedankten sich bei uns, weil wir geheiratet hatten, was sich sehr seltsam anfühlte, aber gleichzeitig auch sehr, sehr schön war. Es fühlte sich wirklich wichtig an.“ Die beiden hatten sich 2007 kennengelernt und Wale erinnert sich, dass die Entscheidung, sich das Jawort zu geben, „eher aus praktischen Gründen“ gefallen war. „Es ging darum, dass wir rechtlich abgesichert waren, dass wir die nächsten Angehörigen des anderen sein konnten und all diese wichtigen Dinge, die Menschen brauchen, um sich abzusichern“.
Sich gegenseitig Ehemann nennen
Anlässlich ihres 10. Jahrestages erinnern sich Allard und Wale, die heute mit ihren beiden Hunden in Spanien leben, daran, wie „schön“ es gewesen sei zu lernen, sich gegenseitig „Ehemann“ zu nennen.
„Es ist schwierig, für jemanden in unserem Alter“, ergänzt Wale, der zugibt, dass das Paar immer noch Angst vor homophoben Übergriffen hat. Dennoch sei die britische Gesellschaft toleranter geworden, was sie der Gesetzgebung zur gleichgeschlechtlichen Ehe zuschreiben. Letztlich wirke sich das Gewicht dieser Tatsache aus. „Es gibt viel mehr homosexuelle Paare in den Medien und im allgemeinen Leben, die sichtbar sind. Und ich denke, die gleichgeschlechtliche Ehe trägt dazu bei“, meint Wale. *AFP/sah