Neu Delhi feiert die Abschaffung von Section 377, die über 157 Jahre gleichgeschlechtlichen Sex in Indien unter Strafe stellte. Die Helden des Entscheids sind ein Team von Anwälten, das über Jahre für das Urteil kämpfte. Es geht mit deutlichen Appellen für eine tolerante Gesellschaft einher
Foto: twitter.com/mihirsamson
Section 377
„Liebe hat kein Geschlecht“: Dieses Foto vom Anwälte-Team, das jahrelang für die Abschaffung von Section 377 gekämpft hatte, postete Mihir Samson (3. von rechts) nach der Urteilsverkündung am 6. September in Neu Delhi. An zweiter Stelle von rechts ist Richterin Indu Malhotra zu sehen, deren Forderung nach einer offiziellen Entschuldigung bei LGBTIQ* besondere Aufmerksamkeit bekam
Derzeit finden in ganz Indien spontane Feste anlässlich des Urteils statt, mit dem die Obersten Richter von Neu Delhi am Donnerstagmorgen den homophoben Strafparagraphen 377 für ungültig erklärten (blu berichtete). Das Urteil ist nicht nur wegen seines Resultats denkwürdig (der Abschaffung des Verbots von gleichgeschlechtlichem Sex in Indien), sondern auch, weil es mit deutlichen Appellen für eine aufgeklärte Gesellschaft einherging.
Besondere Aufmerksamkeit erfuhr eine Aussage von Richterin Indu Malhotra, die eine offizielle Entschuldigung bei der LGBTIQ*-Community für die jahrzehntelange Diskriminierung forderte: „Die Geschichte schuldet der LGBT-Community eine Entschuldigung für ihr Leid“, so Malhotra in der Verhandlung. Die Richterin gehört zu einem Team von Anwälten, das über mehr als zehn Jahre für die Abschaffung von Section 377 gekämpft hatte, dabei von diversen Rückschlägen zurückgeworfen wurde und in den sozialen Medien nun als Heldentruppe gefeiert wird.
Aber auch die Obersten Richter des indischen Supreme Courts plädierten in ihren Urteilssprüchen deutlich für Toleranz und Inklusion. So äußerte Richter Dipak Misra: „Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung ist ein Verstoß gegen die Redefreiheit und Freiheit des persönlichen Ausdrucks (...) Körperliche Autonomie ist individuell, Intimität ist ein Teil der Privatsphäre.“ Er fügte hinzu: „Wir müssen uns von Vorurteilen verabschieden und all unsere Bürger ermächtigen.“
Richter Dhananjaya Yeshwant Chandrachud bezeichnete Section 377 als „archaisches Gesetz“, das „Leid und Pein“ verursacht und die Identitätsfindung von LGBTIQ* massiv behindert habe. Seine Kernaussage: „Man kann menschliche Sexualität nicht nur binär betrachten.“
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„Wir sind glücklich, dass wir heute einen Sieg über Bigotterie, Intoleranz und Hass errrungen haben“, kommentierte Mihir Samson den Erfolg seines Teams bei Twitter
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„Die Geschichte schuldet LGBT-Personen eine Entschuldigung für Ausgrenzung und Diskriminierung.“ Das Zitat von Anwältin Indu Malhotra wird in den sozialen Netzwerken hundertfach geteilt
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Section-377-Team Extended Version: Menschenrechtlerin und Supreme-Court-Anwältin Indira Jaising gratulierte den 377-Anwälten zu ihrem Triumph nach jahrelangem Kampf