Am Samstag, den 18. Mai, fand der Gleichstellungsmarsch durch die Straßen von Krakau statt. Schirmherr der Veranstaltung mit über 8.000 Menschen war Bürgermeister Aleksander Miszalski, der zusammen mit Vertreter*innen der Stadt unter dem Motto „Krakau für Gleichheit“ am Marsch teilnahm. Zum ersten Mal in der 20-jährigen Geschichte dieser Veranstaltung war ein Vertreter des Rathauses anwesend.
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Ein neuer Wind weht in Polen
Aleksander Miszalski, der neu gewählte Stadtpräsident von Krakau, der zweitgrößten Stadt Polens, hatte in einer seiner ersten Entscheidungen nach seinem Amtsantritt angekündigt, dass er am jährlichen LGBT-Gleichstellungsmarsch der Stadt teilnehmen werde, was sein langjähriger Vorgänger nie getan hat. Außerdem kündigte er an, im Rathaus eine Regenbogenfahne aufzuhängen.
„Ich möchte ein sensibles und tolerantes Krakau aufbauen, ein Zuhause für alle und offen für alle“, schrieb Aleksander Miszalski laut krakow.pl in einem Brief an die Organisator*innen der Parade, den Verein „Queerowy Maj“, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum feiert. „Vielfalt ist unsere Stärke.“
„Dies ist eine symbolische Betonung des Engagements, Krakau zu einer sensiblen und toleranten Stadt zu machen, offen und Heimat für alle. Nicht umsonst trägt Krakau das Symbol der offenen Tore in seinem Wappen. Gleichheit, Freiheit, Solidarität und Respekt vor dem Anderssein sind die Werte, mit denen sich unsere Stadt auszeichnen möchte.“
Miszalski wurde am 14. Mai in sein Amt vereidigt, nachdem er in der Stichwahl am 21. April mit 51,04 Prozent der Stimmen gewählt wurde. Er stammt aus der zentristischen Platforma Obywatelska (PO, Bürgerplattform) von Premierminister Donald Tusk, der im Dezember letzten Jahres mit dem Versprechen an die Macht kam, die Rechte von LGBTIQ* zu stärken.
Miszalskis Vorgänger, der unabhängige Jacek Majchrowski, der die Stadt von 2002 bis zu diesem Jahr regierte, wurde 2021 Ehrenpatron des Gleichstellungsmarsches. Er nahm jedoch nie an der Veranstaltung teil.
Nur noch wenige „LGBT-freie Zonen“ in Polen
Im Jahr 2021 verurteilte Miszalski als Abgeordneter für Krakau die Entscheidung der Provinz Kleinpolen, in der Krakau liegt, eine Resolution zu verabschieden, in der sie sich „gegen die Einführung der LGBT-Ideologie“ und als „LGBT-freie Zone“ aussprach. Angesichts der Gefahr, EU-Gelder zu verlieren, zog die Provinz die Resolution später zurück, ebenso wie eine Reihe anderer polnischer Kommunalbehörden, die ähnliche Anti-LGBT-Erklärungen verabschiedet hatten.
Wie der Atlas of Hate zeigt, gibt es heute in Polen nur noch wenige Provinzen mit Anti-LGBT-Resolutionen, teils richten sie sich in ihrem Namen gegen LGBTIQ*, teils gegen „LGBT-Ideologie“.
Die Resolutionen wurden von Politikern der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), die Polen von 2015 bis Ende letzten Jahres regierte, initiiert. Die PiS führte eine lautstarke Kampagne gegen die „LGBT-Ideologie“, was dazu führte, dass Polen im jährlichen Index der Rainbow Map, die von ILGA-Europe herausgegeben wird, seit Jahren als das schlechteste Land in der EU für LGBTIQ*-Personen eingestuft wird. 2024 erreichte Polen 17,5 Prozent. Es gibt also noch viel zu tun.
![Categories Global Scores_Poland_ILGA-Europe_Rainbow-Map.png Categories Global Scores_Poland_ILGA-Europe_Rainbow-Map.png](https://www.maenner.media/downloads/95036/download/Categories%20Global%20Scores_Poland_ILGA-Europe_Rainbow-Map.png?cb=c6a3a9e9caca1982177bba8795ef740c&w={width}&h={height})
Grafik: ILGA-Europe
Wiara i Tęcza – Out in Church auf Polnisch
An dem Marsch nahm auch die Stiftung Wiara i Tęcza (Glaube und Regenbogen) teil, deren Ziel es ist, LGBT+-Christen zu unterstützen. „Manchmal scheint es schwierig zu sein, das in Einklang zu bringen, weil die Menschen in ihren Kirchen viel Schlechtes über sich selbst hören, aber wenn man tiefer in die christliche Botschaft eintaucht, wird jeder akzeptiert und willkommen, und wir sind hier, um zu sagen, dass jeder, der er ist geliebte Kinder Gottes“, sagte Artur Kapturkiewicz von der Stiftung gegenüber PolskieRadio.
Und auch Polens erste öffentliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in einer Kirche fand am 18. Mai im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes statt, an dem sowohl katholische als auch protestantische Geistliche teilnahmen. Da tut sich was in Polen ...
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