In der St. Pauli-Kirche im schwedischen Malmö wurde am vergangenen Sonntag ein queeres Altarbild eingeweiht. „Paradiset“ ist ein Werk der lesbischen Künstlerin und Fotografin Elisabeth Ohlson Wallin aus dem Jahr 2012.Â
Die evangelisch-lutherische Schwedische Kirche gilt allgemein als sehr liberal. Kirchliche Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare sind beispielsweise bereits seit 2009 möglich. Eigenen Aussagen der Schwedischen Kirche zufolge brauche es aber auch Bilder, die sich für eine stärkere Inklusion in und Identifikation mit der Kirche öffnen. In der Pressemitteilung der zur Einweihung des Gemäldes heißt es:
„Wir sind dankbar für Elisabeths Kunstfertigkeit, die es uns ermöglicht, eine glaubwürdige Kirche zu bauen, die zeigt, dass wir alle, unabhängig davon, wen wir lieben und wie wir uns identifizieren, in das Paradies passen.“
Die Schöpfung des Paradieses
Für das Gemälde „Paradiset“ ließ sich Elisabeth Ohlson Wallin von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) inspirieren. Der Renaissance-Maler Cranach stellte in „Adam und Eva im Paradies – Der Sündenfall“ den Moment dar, in dem Eva Adam den Apfel reicht. Ohlson Wallin tauschte Adam und Eva gegen ein schwules und ein lesbisches Pärchen aus.
Die Vertreibung des ParadiesesÂ
Die offen lesbische Elisabeth Ohlson Wallin ist dafür bekannt, sich in ihrem Werk mit Religion und LGBTIQ*-Themen auseinanderzusetzen. Sie wuchs in der Kleinstadt Skara auf, wo sie laut Pressemeldungen in ihrer Jugend Bildnisse zur Identifikation vermisst habe. 2012 überließ Ohlson Wallin „Paradiset“ dem Dom von Skara. Dem Kirchenrat ihrer Geburtsstadt war das Bild aber zu heikel. Unter anderem, weil es politisch sei und damit nicht in eine Kirche gehöre, wurde es 2013 an die Künstlerin zurückgegeben. Daraufhin trat die schwedische Christdemokratin Maria Hansson Nielsen öffentlichkeitswirksam aus der Schwedischen Kirche aus und warf ihr indirekt Homo- und Transphobie vor.Â

Foto: Idunius / CC BY-SA 3.0 / wikimedia
Der Dom zu Skara. Hier sollte das Gemälde ursprünglich eine Heimat finden. Foto: User:Idunius - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link
Auch heute Kontroverse im Netz
Gelobt wird das Gemälde in der Rezeption insbesondere für seine „positive Sicht auf Sexualität“ und die „phallischen Symbole“. Nachdenklich stimme hingegen die Darstellung der Schlange als transsexuelle Frau.Â
Die in Schweden wie hierzulande die AfD erfolgreichen Rechtspopulisten sprangen bei der sonntäglichen frohen Botschaft über die christliche Kunst selbstverständlich ebenfalls sofort über das Stöckchen und mokierten sich über die sündige Darstellung von sexueller Vielfalt und nichtweißen Menschen.Â
Auf der Twitterseite des #WorldPride und der #EuroGames Kopenhagen 2021 freut sich die queere Szene Schwedens.