© FOTO: BIG SMILE
© FOTO: BIG SMILE
Was kommt dabei heraus, wenn zwei Puppenspieler und über fünfzig Figuren aufeinandertreffen? Die Antwort lautet PFOTEN HOCH!, Deutschlands erste Impro-Show mit Puppen ist auf Tour durch die Republik. Ein halbes Hähnchen sucht nach der besseren Hälfte? Lassen sich Elefanten das Fett absaugen? Machen sich schwule Brötchen warme Gedanken? Martin Reinl, bekannt aus der WDR-Sendung Zimmer frei und der WIWALDI-SHOW, gibt Einblicke in das Geheimnis des Fernsehpuppenspiels.
DU HAST ZUERST AN DER KUNSTHOCHSCHULE FÜR MEDIEN STUDIERT. WANN KAM ES ZU DEM COMEDY-EINBRUCH IN DEINER BIOGRAFIE?
Ich glaube, kurz nach der Geburt! Im Ernst, da gab es keinen wirklichen Einbruch, das lief immer parallel. Ich habe schon in der Schule Theater gespielt und Comics gezeichnet. Nach dem Abitur habe ich zuerst Grafikdesign studiert, wo ich merkte, dass mir das zwar handwerklich liegt, ich aber eher etwas in Richtung, Film, Fernsehen, Theater machen wollte. Ich bin dann nach Köln gewechselt und habe kleine Shows an offenen Bühnen mitgemacht. Ich habe zwar damals schon mit Figuren gearbeitet, aber dachte nie, dass dies ein Job ist, von dem man leben kann.
DAS PROGRAMM IM HERBST IST AUCH AUF PUPPEN BASIERT?
Pfoten hoch! gibt es schon eine Weile. Man sieht uns zwar als Puppenspieler, aber die sechzig Puppen stehen im Mittelpunkt. Es ist Impro-Theater: Meine Kollegen und ich spielen auf Zuruf des Publikums. Sie können sich aussuchen, wen wir benutzen und was wir spielen sollen.
DIE PUPPEN AN SICH SIND JA ERST EINMAL GESCHLECHTLOS UND DAMIT POTENZIELL ASEXUELL.
Weil sie ja auch unterhalb der Gürtellinie aufhören. Aber sie können auch sehr sexuell sein. Es macht natürlich Spaß, wenn man eine Figur, die niedlich ist, etwas sehr Frivoles sagen lässt.
GIBT ES EINE SCHWULE FIGUR?
Wir hatten mal zwei schwule Brötchen, Die warmen Semmeln. Von den festen Figuren ansonsten eigentlich nicht. Für Timm TV hatten wir die Schwule Sau, aber nachdem es den Sender nicht mehr gibt, hat sich das Schwein nicht weiter zu seiner sexuellen Identität geäußert.
WIE ENTSTAND DEIN KONTAKT ZUR SESAMSTRASSE?
Ich kannte einige Kollegen, die dort arbeiten, denn es gibt in Deutschland nicht so viele Puppenspieler, die fürs Fernsehen tätig sind. So wurde ich gefragt, ob ich nicht einsteigen wolle.
Erst durfte ich mit Nebenfiguren durchs Bild spazieren. Vor drei Jahren kam dann die Anfrage, ob ich Elmo bei seiner Deutschlandpremiere spielen möchte.
EINE FIGUR ENTSTEHT ÜBER NACHT IN DEINEM KOPF?
Nachts schlafe ich. Aber es kann wirklich ganz schnell gehen. Dann gibt es auch andere Figuren, die lange brauchen, um von der Skizze zur Entwicklung zu kommen. Den Jammerlappen habe ich irgendwann einfach mal hingekritzelt, und nach Jahren brauchte ich mal so eine traurige Figur.
DEINE TALKSHOW-GÄSTE REAGIEREN UNTERSCHIEDLICH GUT AUF DEINE PUPPEN.
Das ist richtig und interessant zu beobachten. Nicht jeder kann sich auf dieses Paralleluniversum der Figuren einlassen. Manche haben ein so kindliches Gemüt und sind dabei. Andere haben mehr Mühe mit dem Statusverlust, wenn sie auf einmal mit einer Handtasche sprechen müssen.
HAST DU EINE LIEBLINGSFIGUR?
Das wechselt immer ein bisschen. Früher habe ich den Jammerlappen sehr intensiv gespielt, vielleicht weil ich selber so drauf war. Das Zirkuspferd und den betrunkenen Haifisch mag ich auch sehr gerne. Manche Figuren haben viel von einem selbst, andere sind weiter weg von der eigenen Persönlichkeit.
WERDEN DICH DIE PUPPEN DEN REST DEINES BERUFSLEBENS BEGLEITEN?
Bestimmt! Ich glaube, ich werde mich damit immer beschäftigen, selbst wenn mir der Arm abfault.
Interview: Olaf Alp
6. + 7.10. BERLIN, TIPI AM KANZLERAMT, 25.10. DÜSSELDORF, SAVOY, 27.10. KÖLN, GLORIA, 8.1. MAINZ, FRANKFURTER HOF, 22.1. MANNHEIM, CAPITOL