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Joachim Letschert
Für Joachim Letschert war der Frankfurter CSD 2020 der letzte CSD – Letschert, der mit Diplomatie und Weitsichtigkeit, viel Humor und dennoch mit der nötigen Vehemenz den CSD-Verein in der Öffentlichkeit repräsentierte, wird ab dem kommenden Jahr auf eigenen Wunsch hin nicht mehr dabei sein. Wir haben ihn zum Interview getroffen.
Nach dem CSD ist vor dem CSD- das gilt für dich nun nicht mehr, oder?
Ja, das stimmt. Ich werde bei der nächsten Vorstandswahl nicht mehr kandidieren, mein Amt als Pressesprecher des CSD Frankfurt e.V. abgeben und mich komplett aus der Organisation des CSDs zurückziehen.
Deinen „letzten CSD“ hast du dir bestimmt anders vorgestellt – wie hast du den CSD 2020 erlebt?
Es war ganz phantastisch. Wir haben einen sehr familiären CSD gehabt. Es war fast wie ein Klassentreffen bei bestem Wetter auf dem Römerberg. Ich durfte nochmal eine kleine Rede halten und hab sogar noch eine Laudatio mitbekommen. Ich finde, es hätte keinen besseren Abschluss geben können und hatte wirklich viel Freude!
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CSD Frankfurt 2020
War die Corona-Krise der Auslöser, dein Amt beim CSD abzugeben? Geplant war es ja schon länger – was sind die Gründe?
Ich treibe mich seit über 15 Jahren im Backstage des CSD rum. Anfangs wurde ich von Käthe Fleckenstein eingeladen. Sie war die Initiatorin meiner CSD-Geschichte, wofür ich ihr auch sehr dankbar bin! Nach Rainer Gütlichs Tod bin ich dabeigeblieben und dann kam ja auch bald die Vereinsgründung. Ich habe dem CSD unglaublich viel zu verdanken an Erfahrung, Entwicklung und Freundschaften. Die letzten Jahre schien sich aber alles zu wiederholen und das ist so gar nicht mein Ding. Und bevor es langweilig wird, sollte man einfach aufhören und Neues machen. That’s it!
Noch eine letzte Botschaft an die Community?
Ich sehe eine organisierende Community, die sehr agil ist, aber auch eine wesentlich größere Anzahl an Menschen, die selbst nicht bereit ist, etwas zu tun. Wir hätten zum Beispiel gerne eine Laufdemo gemacht. Es haben sich aber auf unsere Aufrufe kaum Menschen gemeldet, wohl aber gleichzeitig viele über die Autodemo beschwert.
Es genügt eben nicht nur, ständig über Community zu reden, wir müssen sie auch mit Leben füllen, durch Beteiligung und Engagement. Es wird immer Wenige geben, die CSDs etc. organisieren. Das können Sie aber nur, wenn die anderen sie dabei unterstützen, wenn sie gebraucht werden.
Checkt unseren Rückblick zum CSD Frankfurt 2020