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Foto: bjö
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Seit November ist Josefine Liebing die neue Leiterin im Switchboard. Bekannt ist sie vielen vor allem als Community-Aktivistin im Bündnis Akzeptanz und Vielfalt Frankfurt, das sie im Mai 2023 verlassen hat. Der Community ist sie treu geblieben, denn sie hat in der Zwischenzeit unter anderem für LIBS e.V. gearbeitet und bietet als Kursleiterin bei der VHS Touren durch Frankfurts queere Szene. Wir haben Josefine in ihrer neuen Arbeitsstelle im Switchboard besucht.
Josefine, was sind die Aufgaben als Leiterin des Switchboard?
Meine Aufgaben sind allumfänglich: ich kümmere mich vor allem um das ehrenamtliche Personal, akquiriere neue Ehrenamtliche, erledige Büroarbeiten, organisiere die Anfragen von Gruppen, die das Switchboard als Treff nutzen wollen. Und auch Netzwerken gehört zu meinen Aufgaben! Ich organisiere auch schon mal Veranstaltungen, aber das ist eher die Ausnahme, weil dafür das Kultur-Team im Switchboard zuständig ist. Im März habe ich eine Veranstaltung zum Weltfrauen*tag organisiert. Das war eine Premiere im Switchboard, aber ich habe das natürlich im Team besprochen – hier ist ja alles sehr basisdemokratisch. Ich will nicht, dass die langjährigen Stammgäste sich deswegen plötzlich unwohl fühlen. Aber ich möchte auch die Jüngeren ansprechen. Der Generationendialog ist mir wichtig, man kann so viel voneinander lernen! Ganz neu haben wir eine „Polizeisprechstunde“ im Switchboard eingerichtet. Christian Lüling, eine der fünf Ansprechpersonen für LSBTIQ* bei der Polizei Frankfurt, ist einmal im Monat bei uns zu Gast und steht dann für Fragen aus der Community zur Verfügung. Er kommt ohne Uniform, sitzt an einem unserer Tische im Caféraum, und man kann ihn einfach ansprechen. Er kam mit dieser Idee auf uns zu. Das entspricht auch ganz dem Geist der AHF, als größte queere Organisation in Hessen, dass wir im regelmäßigen Austausch mit verschiedenen Akteur*innen sind und Angebote, die der Community dienen, unterstützen wollen.
Ist vielleicht eine blöde Frage, aber gab es komische Kommentare, weil du die erste weibliche Leiterin im Switchboard bist?
„Frau“ war eigentlich gar nicht so das Thema, man wollte eher wissen, ob ich lesbisch oder hetero bin (lacht). Also, ich bin hier sehr gut aufgenommen worden. Letztens bei der „Offenen Bühne“ war ich als Gast dabei, also „privat“. Ich saß hinten in der Ecke und dachte, dass man mich gar nicht sieht. Ralf von der SwitchKultur hat mich dann auf die Bühne geholt und mich ganz offiziell als die neue Switchboard-Leiterin vorgestellt – das kam für mich völlig überraschend. Ich habe sogar eine Königinnenkrone bekommen! Das war echt süß und ich habe das als echte Wertschätzung meiner Person wahrgenommen!
Foto: bjö
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Wie ist das eigentlich, wenn man das Switchboard vor allem als Gast kennt und dann plötzlich hier arbeitet?
Ganz anders (lacht)! Aber ich nehme es auch jetzt immer noch als Safer Space wahr. Man kann hier Dinge offen ansprechen, sowohl beim Bar-Team als auch bei der Leitung in der AHF. Und das funktioniert, weil es hier einfach um eine zentrale Sache geht – das Switchboard als Ort für die Community. Ich bin auch jetzt abends oft als Gast, also als „Privatperson“, hier. Ich mag das Team und die Stammgäste. Das Switchboard wird vom Bar-Team als Familie wahrgenommen. Man bekommt hier viel zurück, sowohl als Mitarbeitender als auch als Gast. Und hier sind einfach super viele Herzensmenschen auf einem Fleck!
Ich habe dich, vor allem in deiner Arbeit für das Bündnis Akzeptanz und Vielfalt Frankfurt, als eine starke Vermittlerin wahrgenommen, eine Person, die Brücken baut zwischen verschiedenen Gruppen und Personen, die sich ansonsten vielleicht nie begegnet oder ins Gespräch gekommen wären. Ist das eine deiner Motivationen für deine Communityarbeit?
Zuhören und in Respekt einander begegnen, unsere Vielfalt, unsere Räume und unsere Freiheiten zu feiern und für sie einzustehen, all das braucht Menschen, die Brücken bauen. Wenn ich einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, bin ich glücklich. Wir haben genug Probleme auf der Welt. Und wenn man zum Beispiel die queerfeindlichen Übergriffe sieht, sollte die Gesellschaft näher zusammenrücken. Und das versuche ich behutsam zueinander zu führen. Nur gemeinsam können wir etwas erreichen.
Mit der Stelle als Leiterin des Switchboards ist für mich ein Traum wahr geworden, in dem ich all meine erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen der vergangenen Jahre einfließen lassen und erweitern kann. Nach meinem Diplom in Politikwissenschaften arbeitete ich zum Erwerb meiner Miete etc. noch zu lange im meinem Studi-Job im Kino und brachte mich zuletzt dort im Betriebsrat ein. Nebenbei sammelte ich Erfahrungen durch ein PR-Praktikum, das mir die Tür zu dem Kulturverein protagon e.V. öffnete, für den ich die letzten Jahre als Projektkoordinatorin das Internationale Frauen*Theaterfestival mitgestaltete. Diese Erfahrungen und jene aus dem Aktivismus spielen hier im Switchboard mit rein. Und auch mein Wesen: Ich bin ein Mensch, der schon immer geschaut hat, wie es meinem Gegenüber geht. Und das finde ich auch in meiner neuen Position spannend, dass ich meine Erfahrungen vereinen und einbringen kann und dafür Sorge trage, dass das Team hier gut arbeiten kann.
Switchboard, Alte Gasse 36, Frankfurt, www.facebook.com/switchboard.frankfurt
Tipp:
Die nächste Polizeisprechstunde findet am 9. April ab 19 Uhr statt
Interview: Björn Berndt