Foto: Nippon Connection
„Kubi-1“
Kubi
Jedes Jahr, gut einen Monat nach der Kirschblütenzeit, bringt die Nippon Connection japanische Filmkunst nach Deutschland – und das bereits seit 24 Jahren! Damit ist Nippon das weltweit größte Festival des japanischen Kinos und präsentiert jedes Jahr rund 100 Kurz- und Langfilme sowie ein buntes Kultur-Rahmenprogramm, das die musikalische, kulinarische und künstlerische Vielfalt Japans zeigt. Auch queere Filme sind jedes Jahr im Programm – diesmal gleich zwei.
Foto: Nippon Connection
„Kubi-2“
Liebe unter Samurai – ist kompliziert! Szene aus „KUBI“
Samurai- und Martial-Arts-Fans ist der Name Takeshi Kitano ein Begriff: In den 1990ern setzte der Regisseur mit seinen brutal inszenierten Samurai-Schlachten neue Genre-Standards. Sein poetisches Drama „Hana-bi – Feuerblume“ wurde 1997 sogar mit dem Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnet. Sein neuester Film „KUBI“ ist sein erster nach einer sechsjährigen Pause – und natürlich bleibt Kitano seinem Lieblingsthema treu: dem Samurai-Film. Die „KUBI“-Story widmet sich einer historischen Begebenheit: 1852 wird in Kyotos Hanno-ji-Tempel ein Anschlag auf Fürst Nobunaga Oda verübt. Oda wähnt den Attentäter in den eigenen Reihen und heizt die Verfolgung des vermeintlichen Attentäters an. Und hier ergänzt Regisseur Kitano das gewohnte Martial-Arts-Gemetzel um ein entscheidendes Kriterium: Zwischen den Samurai-Kriegern herrscht eine Art Liebesbeziehung, oder eher ein Schlachtfeld aus intimer Männerfreundschaft und – zum Teil – unerfüllten sexuellen Begierden. Takeshi Kitanos „KUBI“ erinnert ein wenig an Brokeback Mountain meets Tarantino – also nichts für Zartbesaitete! (Termine: 29.5., Mousonturm, 22:15 Uhr, 30.5., Cinéma am Roßmarkt, 15 Uhr).
Foto: BBC 2
„Predator“
Der britische Investigativ-Journalist Mobeen Azhar in „Predator: The Secret Scandal of J Pop”
Auch der zweite Film-Tipp ist kein romantisches Kirschblütenfest: Der britische Journalist Mobeen Azhar dokumentiert in „Predator: The Secret Scandal of J Pop“ den jahrelangen sexuellen Missbrauch verschiedener Boyband-Mitglieder durch den inzwischen verstorbenen Musik-Produzenten Johnny Kitagawa. Kitagawa war Gründer der Men-only Talent-Agentur „Johnny & Associates“ und eine der zentralen Figuren des J-Pop, eines in den 1990ern aufgekeimten Popmusik-Phänomens. In den japanischen Medien erfuhr man über die Missbrauchsfälle kaum etwas, und selbst nach Johnny Kitagawas Tod im Jahr 2019 wird sein Ansehen vehement geschützt und verteidigt. Fern von jedem „Me-too“-Aktionismus bleibt Kitagawa eine angesehene, sogar verehrte Person. In verschiedenen Interviews, unter anderem mit ehemaligen J-Pop-Stars und einem japanischen Journalisten, der den Skandal 1999 publik machte, entfaltet sich ein eigenartiges Psychogramm der japanischen Gesellschaft und deren Umgang mit (Homo-)Sexualität, Scham und Tabu (Termin: 29.5., NAXOS Kino, 15 Uhr).
28.5. – 2.6., Nippon Connection japanisches Filmfestival, Festivalzentrum Mousonturm und im benachbarten Produktionshaus NAXOS, Waldschmidtstr. 4 und 19, Frankfurt, mehr Infos zum Film- und Kulturprogramm über NipponConnection.com