Foto: Hans Engels
Johannes Hofbauer
Die Serie präsentiert Interviews mit jungen Künstlern. Es soll um biografische Einblicke und Begegnungen auf menschlicher Ebene gehen. Dieses Mal haben wir Johannes Hofbauer befragt. Er ist Fagottist bei den Münchner Philharmonikern.
Seit wann spielst du Fagott, und wie kommt man zu diesem Instrument?
Von selbst wäre ich nie auf dieses Instrument gekommen. Als kleiner Junge wollte ich Trompete lernen. Begonnen habe ich aber mit der Blockflöte. Da war ich etwa acht Jahre alt. Dann habe ich mit einem Kinderinstrument, dem Fagottino, begonnen. Zur damaligen Zeit war das noch nicht sehr weit verbreitet. Dieses Instrument ist etwas kleiner und klingt entfernt wie eine Plastiktröte vom Rummelplatz. Aber es ist super geeignet, um die Griffe zu lernen und ein Gefühl fürs Rohr zu bekommen, also das Mundstück, das schwingen muss, damit ein Ton entsteht. Ein Jahr später hab ich dann erstmals beim Wettbewerb „Prima la musica“ mitgespielt, der österreichischen Ausgabe von „Jugend musiziert“. In der Jury saß auch der damalige Salzburger Fagottprofessor Richard Galler. Genau zehn Jahre später habe ich ihn angerufen, ob ich ihm vorspielen kommen kann – und dann schließlich bei ihm in Wien studiert.
Hat dich jemand oder etwas besonders beeinflusst bei der Wahl des Instruments?
Meine erste Lehrerin Gerti Hollweger. Ohne sie würde ich heute sicher nicht Fagott spielen!
Ist die Konkurrenz groß?
Fagott ist unter den Holzbläsern das Instrument mit der „wenigsten“ Konkurrenz. Das liegt vor allem daran, dass es nicht so bekannt und verbreitet ist wie beispielsweise Querflöte und Klarinette. In den letzten Jahren relativierte sich das aber zunehmend: Mehr als hundert Bewerbungen bei Probespielen für eine Fagottstelle im Orchester sind längst keine Seltenheit mehr.
Worin besteht deine idealistische Motivation als Musiker?
Ich komme aus einer Familie mit vier Kindern, mein Vater Alleinverdiener, die Mutter bei uns Kindern. Dass ich zum Fagottstudium nach Wien gehen konnte, war für mich ein großes Geschenk und ist hauptsächlich meinem Dickkopf zu verdanken. Fagott ist nämlich mit Abstand das teuerste Holzblasinstrument. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mir das ermöglicht haben. Auch dafür, dass sie uns ihre Begeisterung für die Musik weitergegeben haben. Wir haben immer viel miteinander musiziert, auch früh schon vierstimmig gesungen. Seit ich bei den Münchner Philharmonikern spiele, waren meine Eltern schon über vierzig Mal im Konzert. Das ist eine große Wertschätzung und Freude für mich. Das Hobby zum Beruf zu machen, ist für mich also das allergrößte Privileg!
Was würdest du jemandem entgegnen, der sagt, klassische Musik wäre von gestern?
Stimmt absolut nicht. Es bewegt sich ja wirklich sehr viel im klassischen Sektor, auch bei den Münchner Philharmonikern: Open-Air-Events, Angebote für Jugendliche in Form von Jugendprogrammen, Festivals wie unser 360°, Clubkonzerte, MPHIL vor Ort etc. Da ist wirklich für JEDEN was dabei!
Was probst du gerade? Wann ist die Premiere?
Jetzt bin ich gerade auf dem Weg nach Frankfurt mit dem Kammerorchester der MPHIL, heute Abend Konzert mit Rudolf Buchbinder. Ab Freitag dann „Der fliegende Holländer“ mit unserem Chef Valery Gergiev. Konzert am 15. Mai in der Philharmonie im Gasteig, am 18. Mai im Festspielhaus Baden-Baden.
Was ist dein Traum als Musiker?
Als Musiker zu arbeiten und wie gesagt das Hobby zum Beruf machen zu dürfen – das ist mein Traum! Und diesen Traum lebe ich seit zwei Jahren, seit ich im Januar 2016 mein Probespiel bei den Münchner Philharmonikern gewonnen habe.
Was machst du, wenn du gerade nicht Fagott spielst?
Ich bin seit Sommer 2017 mit Leib und Seele Papa eines unglaublich entzückenden Jungen. Ich unternehme viel mit der Familie, wir gehen unheimlich gern in die Natur. Meine zukünftige Frau (Hochzeit im Sommer) ist dabei genauso unternehmungslustig und sportlich wie ich! Zweite große Leidenschaft ist das Kochen: Ich habe sogar zwei Sommer lang als Konditor gejobbt und im Gastgewerbe gearbeitet.