Die in Cannes preisgekrönte spanische trans* Schauspielerin Karla Sofia Gascón hat eine Klage wegen „sexistischer Beleidigung“ eingereicht, nachdem Marion Maréchal, Spitzenkandidatin der Partei Reconquête! für die Europawahl, einen transphoben Tweet abgesetzt hatte.
Die 52-jährige Karla Sofía Gascón erhielt zusammen mit den Amerikanerinnen Selena Gomez und Zoe Saldana sowie der Mexikanerin Adriana Paz bei den 77. Filmfestspielen in Cannes einen gemeinsamen Preis für weibliche Darstellerinnen für den Film „Emilia Pérez“ des Regisseurs Jacques Audiard. In dem Film spielt Gascón die Rolle eines skrupellosen mexikanischen Drogenbarons, der beschließt, eine Frau zu werden. Als erste trans* Frau, die diesen Preis in Cannes erhielt, widmete Gascón ihn „allen Transmenschen, die leiden“ (männer* berichtete).
Am Tag nach der Preisverleihung schrieb die rechtsextreme französische Politikerin Marion Maréchal auf dem sozialen Netzwerk X:
„Es ist also ein Mann, der in Cannes den Preis für ... weibliche Darstellerinnen erhält. Der Fortschritt für die Linke ist die Auslöschung der Frauen und Mütter“.
Marion Maréchal, die bis Mai 2018 unter dem Nachnamen Maréchal-Le Pen auftrat, ist die Enkelin des Parteigründers Jean-Marie Le Pen und Nichte von Marine Le Pen. Von 2012 bis 2017 war die heute 35-Jährige für das Département Vaucluse Abgeordnete für die Partei Rassemblement National in der Nationalversammlung. Bei den bevorstehenden Europawahlen tritt Maréchal als Spitzenkandidatin der französischen rechtsextremen Partei Reconquete! (Eigenschreibweise: Reconquête!; kurz R! oder REC; deutsch Rückeroberung) an, die im Jahr 2021 von Éric Zemmour gegründet wurde. Der ehemalige Präsidentschaftskandidat wurde 2023 wegen homophober Hassrede zu Geldstrafe verurteilt (männer* berichtete).
„Wir müssen diese Art von Äußerungen beenden“
Am 29. Mai verklagte Karla Sofía Gascón Marion Maréchal wegen „sexistischer Beleidigung aufgrund ihrer Geschlechtsidentität“. Die Klage an die Pariser Staatsanwaltschaft wurde zwei Tage nach der Klage von sechs LGBTIQ*-Organisationen wegen „transphober Beleidigung“ eingereicht, die sich auf die gleiche Äußerung bezog.
Laut Etienne Deshoulières, dem Anwalt der Schauspielerin, „kann nur die Person, gegen die sich die Äußerungen richten, auf dieser Grundlage handeln“. „Karla Sofia Gascón musste daher an der Seite der LGBT+-Verbände handeln, um Marion Maréchal wegen sexistischer Beleidigung aufgrund der Geschlechtsidentität zu verurteilen“, fügte er in der Erklärung hinzu.
Karla Sofía Gascón reagierte in einer der AFP übermittelten Erklärung ihres Anwalts mit den Worten:
„Wir müssen diese Art von Äußerungen beenden.“
Und Maréchal?
Den ursprünglichen Post hat Maréchal mittlerweile gelöscht. Stattdessen ist nun zu lesen, dass niemand sie zum Schweigen bringen werde und sie weiterhin auf der Seite der ‚Wahrheit‘ stehe.
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