Nach Pride-Verboten in Izmir und Antalya wurde am Montag zum fünften Mal in Folge der Istanbuler „Onur Yürüyüşü“ („Marsch des Stolzes“) mit fadenscheinigen Verweisen auf Sicherheitsbedenken verboten. Die Demo-Macher sehen in dem Verbot eine politische Unterdrückungsmaßnahme gegen die LGBTIQ*-Community, lassen sich aber nicht einschüchtern.
Foto: facebook.com/istanbulpride
Taksim 2018
„Wir sind hier!“ hieß es auf dem Transparent, das die Organisatoren des Istanbul Gay Pride bei einer Alternativ-Kundgebung zur verbotenen Pride-Demo 2017 im Taksim-Viertel entrollten. Der Schlachtruf bleibt auch 2019 akut.
„Als LGBTI+ werden wir weiter unsere Stimmen erheben, so wie wir es in der Vergangenheit getan haben“ – Mit diesem deutlichen Satz ging am Dienstag eine Pressekonferenz zu Ende, bei der die Organisatoren der Istanbuler „Onur Haftası“ („Pride-Woche“) zu einem Verbot Stellung nahmen, das die Stadtverwaltung ihnen für eine LGBTIQ*-Demo erteilte, die am 30. Juni im zentralen Taksim-Viertel stattfinden sollte. Während die Behörden sich darauf bezogen, dass in Taksim keine Demos gestattet seien, lehnten sie auch alternative Veranstaltungsorte mit Verweis auf Sicherheitsbedenken ab. Für die Pride-Organisatoren sind diese Argumente bereits traurige Gewohnheit. Sie werden bereits zum fünften Mal in Folge ins Feld geführt, um die Istanbuler Pride-Demo zu verhindern, die erstmals 2003 stattfand und seit 2015 jedes Jahr aufs Neue verboten wird.
Die „Onur Haftası“-Organisatoren sehen die Verbote als politisches Instrument, mit denen die Istanbuler Behörden die Sichtbarkeit und die Anliegen der türkischen Queer-Community unterdrücken wollen. Außerdem seien sie ein klarer Verstoß gegen die Grundrechte der freien Meinungsäußerung und der Versammlungsfreiheit, sowie aktive Diskriminierung von LGBTIQ*. In der Pressekonferenz wurde auch darauf verwiesen, dass die Drangsalierung der türkischen Community ein landesweites Phänomen ist. Auch in Antalya und Izmir wehren sich Aktivisten gegen Pride-Verbote. In Izmir wurde das Verbot nach einer Klage der Demo-Veranstalter heute vom Ersten Verwaltungsgericht für ungültig erklärt.
Auch in Istanbul betonen die „Onur Haftası“-Organisatoren, dass sie sich nicht einschüchtern lassen. Heute veröffentlichten sie demonstrativ ein reichhaltiges Pride-Week-Programm, in dessen Rahmen vom 24. bis 30. Juni in zehn Locations 70 Veranstaltungen stattfinden. Auch eine ungenehmigte Alternativ-Kundgebung zum Pride-Marsch hat inzwischen Tradition. So wird wohl auch dieses Jahr am 30. Juni der trotzige Schlachtruf „Buradayız“ („Wir sind hier!“) im Taksim-Viertel erklingen.
PM Istanbul Pride 2019
Diese Pressemitteilung mit der Stellungnahme zum Demoverbot veröffentlichte das „Onur Haftası“-Team am Dienstag auf seinen Social-Media-Kanälen.
PK Instanbul Pride 2019
In einer Pressekonferenz wurde die Pressemitteilung vor Journalisten verlesen.
Izmir Pride
In Izmir wurde die komplette Pride-Woche verboten.
Pride Antalya
Pride-Verbot auch in Antalya.
Amnesty Turkey
Amnesty Turkey startete bereits letzte Woche eine Petition gegen Pride-Verbote in Istanbul.
LGBTI Istanbul
„Trotz all der Vorschriften“: Heute wurde das Programm für die Istanbuler Pride-Woche veröffentlicht.