Kanadas Regierung unter Justin Trudeau treibt die Pläne für ein landesweites Verbot von Konversionsverfahren** voran und präsentierte am Montag ein neues Gesetz zur Kriminalisierung der sogenannten „Homo-Heilung“.
Am 9. März legten David Lametti, der kanadische Justizminister und Generalstaatsanwalt, und Bardish Chagger, der Minister für Vielfalt, Inklusion und Jugend, einen Gesetzesentwurf vor, der Konversionsverfahren endgültig unter Strafe stellt. Damit löst die liberale Regierung von Justin Trudeau eines ihrer Wahlversprechen für 2019 ein (wir berichteten).
Das Gesetz sieht fünf Erweiterungen des kanadischen Strafgesetzbuchs im Zusammenhang mit dem Konversionsverfahren vor. Die Änderungen beinhalten das Verbot, Personen dazu zu bringen, sich gegen ihren Willen einem solchen Verfahren zu unterziehen, dafür zu werben oder davon zu profitieren. Verboten ist es, bei Minderjährigen zu versuchen, ihre sexuelle Orientierung zu verändern oder sie für eine solche Scharlatanerie ins Ausland zu bringen.
Wird das Gesetz vom Parlament verabschiedet, wovon auszugehen ist, hätte Kanada laut Initiatoren weltweit das „fortschrittlichste und umfassendste“ Verbot derartiger Verfahren. Der Minister für Vielfalt, Inklusion und Jugend, Bardish Chagger, sagte:
„Wir alle müssen eine Rolle spielen, um sicherzustellen, dass sich LGBTIQ*-Personen sicher fühlen und uneingeschränkt an der kanadischen Gesellschaft teilnehmen können. Die fortschrittliche Gesetzgebung, die wir heute vorgeschlagen haben, wird dazu beitragen, dass jeder überall in Kanada so sein kann, wie er wirklich ist, und ein erfülltes, gesundes und sicheres Leben führen kann.“
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Foto: Sebastiaan ter Burg from Utrecht, CC BY 2.0, wikimedia
Foto: Sebastiaan ter Burg from Utrecht, The Netherlands - David Lametti, Parliamentary Secretary to the Minister of Innovation, Science and Economic at the Creative Commons Global Summit 2017, CC BY 2.0, Link
David Lametti, Justizminister und Generalstaatsanwalt, sagte, die vorgeschlagene Gesetzgebung ziele weder auf private Gespräche mit Glaubensführern, Fachleuten für psychische Gesundheit, Lehrern oder Schulberatern ab noch verbiete sie eine Therapie zur Unterstützung von Menschen, die mit ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität zu kämpfen haben. Aber, so Lametti weiter:
„Die Konversionstherapie wurde von Fachleuten und Gesundheitsverbänden in Kanada, den USA und auf der ganzen Welt diskreditiert und angeprangert. Sie hat keine Grundlage für Wissenschaft oder Fakten.“
![Jens Spahn Jens Spahn](https://www.maenner.media/downloads/52407/download/22_gesundheit_selbsttest_einleitungOBEN_tmm.jpg?cb=630e9b6172828b69ec076c01223af7f7&w={width}&h={height})
Foto: Team Spahn
Jens Spahn
In Deutschland ist das von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eingebrachte Gesetz zum Verbot von Konversionsverfahren in dieser Woche Gegenstand der parlamentarischen Debatte im Bundestag. Ein Update dazu findet ihr HIER.
**Warum wir Konversionsverfahren statt Therapie schreiben
Aus aktueller psychologischer Sicht sollten diese Konversionsverfahren keinesfalls Therapie genannt werden. Die Einordnung in medizinische Therapien ist falsch und unwissenschaftlich. Es gibt keine medizinische Therapie, die Einfluß auf Geschlecht oder sexuelle Orientierungen eines Menschen hat. Unzufriedenheit mit der eigenen Sexualität hat im Gegenteil oft mit einer ablehnenden Haltung des Umfeldes zu tun. Einrichtungen, die Homosexualität aberziehen wollen, sogenannte Konversionsverfahren anbieten, stehen weltweit in immer mehr Ländern in der Kritik. Die dabei durch religiöses oder medizinisches „Fachpersonal“ vorgenommene stetige Abwertung der sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität als „anormale Verhaltensstörung“, kann schwere psychische Leiden bis hin zu Selbstmordgedanken hervorrufen.