Mitglieder evangelikaler Kirchen planten in Havanna eine Demonstration gegen die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Die Regierung verweigerte die Genehmigung. Ende des Monats wird in Kuba über eine Verfassungsreform entschieden, die als Türöffner für die Ehe für alle gilt

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Castro Maimo
Adiel González Maimó (links) von der LGBTIQ*-freundlichen Metropolitan Community Church vertraut auf die Entschlossenheit von Fidel Castros Nichte Mariela Castro Espín (rechts), gleichgeschlechtliche Ehen in Kuba durchzusetzen – trotz evangelikalem Gegenwind
Evangelikale Kirchen machen in Kuba zunehmend Stimmung gegen gleichgeschlechtliche Ehen. Fünf Kirchenverbände wollten in der Hauptstadt Havanna eine Kundgebung im Zeichen des „biblischen“ Familienbildes (und damit gegen gleichgeschlechtliche Ehen) veranstalten. Methodistenpastor Ricardo Pereira Diaz berief sich dabei auch darauf, dass die Ehe für alle der kommunistischen Tradition seiner Heimat widerspreche. „Gleichgeschlechtliche Ehen existieren in kommunistischen Ländern nicht“, wird der Geistliche in einem Artikel des Miami Herald zitiert. „Man kann sich nicht einfach vom Kapitalismus herauspicken, was einem gefällt. Wenn ein Land kommunistisch ist, dann soll es auch kommunistisch sein.“
Die kuriose Verquickung von konservativem Christentum und kommunistischer Ideologie (die erst durch die allmähliche Abwendung der Regierung von einem stramm atheistischen Kurs seit den Neunziger Jahren möglich ist) wurde von der Regierung des neuen Präsidenten Miguel Díaz-Canel mit einer Absage gekontert. Sie verweigerte der evangelikalen Kundgebung die Genehmigung. Religiöse LGBTIQ*-Aktivisten wie Adiel González Maimó von der Metropolitan Community Church vertrauen derweil auf den in LGBTIQ*-Fragen zunehmend liberalen Kurs in der kubanischen Politik, der auch dem unermüdlichen Einsatz von Fidel-Castro-Nichte Mariela Castro-Espín geschuldet ist (blu berichtete). „Ich bin sicher, dass die Regierung ihnen (den Evangelikalen, Anm. d. Red.) eine deutliche Antwort geben wird“, sagte González Maimó gegenüber dem Miami Herald im Hinblick auf zukünftige politische Schritte beim Thema Eheöffnung. „Letztendlich beschuldigen sie die Regierenden ja der Homophobie. Und das nach allem, was bereits für die LGBT-Community getan wurde.“
Ende Juli soll die kubanische Regierung über eine überfällige Verfassungsreform entscheiden, die die Grundlage für die Einführung der Ehe für alle werden könnte.
El Nuevo Herald Ehe für alle Kuba
In einem Artikel des Nuevo Herald wird die evangelikale Protestbewegung gegen die Ehe für alle in Kuba analysiert
Kuba Evangelikale 2018
Die Absage ihrer Anti-Ehe-für-alle-Demo hindert Kirchenvertreter nicht an weiterer Polemik. Für den 14. Juli plant Methodisten-Pastor Ricardo Pereira Diaz eine interne Veranstaltung im Zeichen des „biblischen“ Familienbildes
Mariela Castro Tweet Juli 2018
Während die Evangelikalen polemisieren, konzentriert sich Mariela Castro Espín (Vorsitzende des Nationalen Zentrums für Sexualaufklärung CENESEX) darauf, die jüngsten Antidiskriminierungsfortschritte für LGBTIQ* in Kuba zu betonen