Die Niederlande galten lange als Vorbild für Liberalismus und als sicherer Hafen für die LGBTIQ*-Community. Aktuell verzeichnet das Land allerdings einen Rückfall auf den 14. Platz im europäischen Rainbow Index, der die Rechte von Homosexuellen bewertet – ein klares Zeichen für wachsende Intoleranz. Ein exemplarischer Vorfall war die Wahl von Rikkie Kolle zur ersten trans* Frau als Miss Netherlands, die daraufhin mehrere Morddrohungen erhielt und öffentlich angefeindet wurde.
In diesem zunehmend feindseligen Klima möchte die Nacktbar „Free Willie“ in Amsterdam der LGBTIQ*-Gemeinschaft einen notwendigen sicheren Zufluchtsort bieten. „Viele der traditionellen schwulen Lokale sind mittlerweile von einem heterosexuellen Publikum übernommen worden, was die Situation für viele Mitglieder der queeren Community unsicher macht“, erklärte Philip Bodifee, ein Stammgast, gegenüber der Agence France-Presse (AFP). Die Bar, die als einzige ihrer Art in der Stadt explizit die LGBTQ*-Community anspricht, wird sowohl von den Besuchern als auch vom Management als Safe Space betrachtet.
Foto: Nick Gammon
„Free Willie“ Nacktbar Schriftzug
Richard Keldoulis, der Inhaber von „Free Willie“, beschreibt die Bar als einen Ort, der das Überwinden gesellschaftlicher Hemmungen durch die Nacktheit fördert und damit eine offenere und entspanntere Atmosphäre schafft. Dabei stünden sexuelle Aktivitäten nicht primär im Fokus, auch wenn es private Bereiche für mehr Diskretion gibt.
Die zunehmend restriktive Haltung der Stadt gegenüber Einrichtungen mit sexuellem Bezug bereitet Keldoulis Sorgen. Die Pläne der Amsterdamer Bürgermeisterin Femke Halsema, das Rotlichtviertel aus dem Stadtzentrum zu verlegen, könnten die kulturelle Atmosphäre der Stadt weiter verändern. „Es ist sehr schwer, etwas in Amsterdam zu eröffnen, das mit Sex zu tun hat. Das ist bedauerlich, da viele queere Veranstaltungsorte ein sexuelles Element haben“, fügte Keldoulis hinzu. *mk Quelle: AFP