Foto: Wilhelm von Gloeden
Seit die Technik der Fotografie erfunden wurde, nutzen wir Schwule dieses Medium zur Selbstvergewisserung und -darstellung. So emanzipierten die „Fischerknaben“ Wilhelm von Gloedens (1856 – 1931) den männlichen Akt, Herbert Lists sich im gleißenden Sonnenlicht aalende „Badende“ unterstrichen die nun gewagte Lust am Betrachten.
Von den keuschen, muskulösen Ringern eines Bruce of Los Angeles bis zu den Ledermännern Gerhard Pohls reicht die Skala der sich wandelnden Begierden. Nackte Männerpaare von Ingo Taubhorn und Helmut Röttgen provozierten mit ihrer selbstverständlichen Darstellung der Homosexualität.
Andreas Fux’ Interesse gilt dem gebrandmarkten Körper, den Albrecht Becker schonungslos in unzähligen Selbstporträts manisch enthüllt. Aron H. Neubert verdichtet Jürgen Baldigas Sterben an Aids zu einer eindrücklichen Serie. Baldigas Arbeit über Gewalt gegen Schwule schlägt ebenso wie Martin E. Kautters Aktstudie von Hermes Phettberg ein sonst eher vernachlässigtes Thema an. Ueli Etter verwirrt mit Vasen und Ärschen – Ärsche als Fetischobjekt auf Polaroid gebannt, und Amateurfotos aus dem Cruising-Bereich des Tiergartens zeugen von dokumentarischer Lust.
Schwules Museum, Mehringdamm 61, „Mois de la photo / Der scharfe Blick“ Ausstellung vom 27.10.2004 bis 14.2.2005, Öffnungszeiten: täglich außer Di 14 – 18 Uhr, Sa 14 – 19 Uhr