Eine dem Vatikan angegliederte Universität in Rom war Gastgeberin einer internationalen Konferenz zum Verbot der Leihmutterschaft. Auf der Konferenz, einem Nachtreffen der „Erklärung von Casablanca“, rief ein Vatikanvertreter dazu auf, eine über die Katholiken hinausgehen Strategie zu entwerfen, um die „Entpersönlichung“ des Lebens zu stoppen.
Die zweitägige Konferenz an der katholischen Universität Lumsa in Rom, die am Samstag zu Ende ging, wurde von einer internationalen Allianz von Wissenschaftler*innen und Expert*innen organisiert, die hinter der Erklärung von Casablanca steht, einem Vertrag, der 2023 von 100 Aktivist*innen gegen Leihmutterschaft unterzeichnet wurde. Inzwischen hat die Bewegung auch die katholische Kirche als Verbündete gewonnen.
Kritiker*innen der Leihmutterschaft sind der Meinung, nicht nur die kommerzielle, sondern auch die „altruistische“ Leihmutterschaft „verletze die Menschenwürde und trage zur Kommerzialisierung von Frauen und Kindern bei“. „Die Leihmutterschaft führt zu einer Entpersönlichung“, erklärte Miroslaw Wachowski, der Staatssekretär des Vatikans für staatliche Beziehungen, auf der Konferenz.
Es sei wichtig, so Wachowski, „nicht den Eindruck zu erwecken, dass es sich um einen katholischen Kampf handelt. Um ein internationales Verbot zu erreichen, brauchen wir eine breite Front der Zustimmung“, sagte er laut dem offiziellen Medienorgan Vatican News.
Die Konferenz fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem Italiens rechtsgerichtete Regierung plant, die Inanspruchnahme von Leihmüttern im Ausland unter Strafe zu stellen (männer* berichtete). Diese Praxis ist in Italien bereits illegal.
Ungeborene Kinder als Vertragsgegenstand?
Papst Franziskus forderte im Januar in seiner Neujahrsansprache ein weltweites Verbot der Leihmutterschaft und bezeichnete die Praxis, dass eine Frau das Kind einer anderen Person austrägt, als „verwerflich“ (männer* berichtete). Der 87-jährige Pontifex bezeichnete die Leihmutterschaft als eine „schwere Verletzung der Würde der Frau und des Kindes“. „Der Frieden verlangt die Achtung jedes Menschenlebens, angefangen bei dem des Ungeborenen im Mutterschoß, das weder beseitigt noch zum Vertragsgegenstand werden darf; deshalb verletzt die Leihmutterschaft die Würde der Frau und des Kindes in schwerem Maße“, schrieb der Papst damals auf X.
Der Vatikan wird seine Position am Montag mit einem neuen Papier über die „Menschenwürde“ bekräftigen, in dem voraussichtlich darauf bestanden wird, dass menschliches Leben nur durch Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau entstehen sollte.
Altruistische Leihmutterschaft werde nicht berücksichtigt
Italiens wichtigste Interessenvertretung für homosexuelle Familien, Rainbow Families, organisierte am Freitag eine Kundgebung für Leihmutterschaft. „Sie sind unsere Kinder von dem Moment an, in dem sie geboren werden“, sagte Cristiano Giraldi, ein 45-jähriger Vater von Zwillingen, die durch Leihmutterschaft geboren wurden, gegenüber AFP TV. „Wir sind eine Familie wie viele andere“, sagte er und fügte hinzu, dass die Ängste über den „Kauf und Verkauf von Kindern“ die „altruistische“ Leihmutterschaft nicht berücksichtigten.
„Altruistische“ Leihmutterschaft, bei der eine Frau im Auftrag einer anderen Frau oder eines anderen Paares ein Kind zur Welt bringt, ohne dass dafür Geld gezahlt wird, außer für die Kosten, ist in Ländern wie Belgien, Brasilien, Kanada, Kolumbien, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich legal. In einigen US-Bundesstaaten ist die kommerzielle Leihmutterschaft erlaubt.
*AFP/sah